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24 Individuen, ein Ziel - Demokratische Schulkultur

Schulkultur mitgestalten - Klassensprecher im Harz

Tag 1 - Vom Eichsfeld in die "Eichsfelder Hütte"
 
Donnerstag, 25. August 2016, 13.30 Uhr. Die Straßen Duderstadts sind ruhig. Ein leichter Wind streichelt die Bäume. Die Sonne brennt heiß vom Himmel, alles wirkt friedlich. Doch der Schein trügt. Plötzlich beginnt die Erde zu beben. Erst nur leicht. Doch die vorerst harmlose Vibration weitet sich zu einem tiefen Rumoren aus. Steinchen pulsieren rhythmisch auf dem Asphalt. Dann Motorengeheul. Es kommt näher und näher und ... "99 Luftballons auf ihrem Weg zum Horizont, hielt man für Ufos aus dem All ..." Drei gelbe Busse rasen blitzschnell vorbei. Zurück bleiben verdutzte Passanten, die ratlos mit dem Kopf schütteln. Hätten sie gewusst, wer in den "Raketen" saß, wäre ihre Verwunderung nur umso größer gewesen. Denn in den gelben Bussen saßen WIR.
Gemeinsam mit unseren Lehrern Frau Fischer-König und Herr Arand, Schulsozialarbeiterin Laura Reinhardt und Direktorin Kerstin Diegmann wollten wir bei einem Wochenende im Harz zum Thema Schülerbeteiligung und Demokratische Schulkultur arbeiten, um den Teamgeist und Zusammenhalt der Klassensprecher und deren Stellvertreter zu stärken. "Bereits im vorigen Jahr", so erklärte Frau Diegmann, "hat eine solche Fahrt stattgefunden und auch trotz der nicht allzu guten Wetterbedingungen waren sich im Anschluss alle einig - Das müsse man wiederholen."
Und so brachen wir, die Klassensprecherinnen und Klassensprecher des Staatlichen Gymnasiums „Johann Georg Lingemann“, also  am Donnerstag, dem 25. August 2016, am frühen Nachmittag nach St. Andreasberg auf.
Nachdem alles verstaut war und jeder seinen Platz in einem der gelben Bonibusse gefunden hatte, konnte es endlich losgehen. Das erste Etappenziel unserer Reise war die Rhumequelle im 2000 Seelendorf Rhumspringe im Untereichsfeld. Mit einer Schüttung von durchschnittlich 3000 Litern Wasser pro Sekunde ist sie die größte Springquelle Mitteleuropas und deckt 1% der umliegenden Trinkwasserversorgung. Als wir ausstiegen, war es, als befände man sich in einem Märchen der Gebrüder Grimm! Ein saftig grünes Blätterdach überspannte den trichterförmigen Hauptquelltopf von rund 20m Durchmesser, dessen Wasser in einem magischen grünlich blauen Farbton schillerte, wie eine Kuppel. Auf der glatten Wasseroberfläche, die die umstehenden bemoosten Bäume und Steine widerspiegelte, tanzten zarte Nebelschwaden wie Gespenster. Der Sage nach lebt hier die Nixe Rhuma, die nach einer Liebschaft mit dem Riesen Romar aus der verfeindeten Burg Römerstein, von ihrem Vater in eine Höhle verbannt wurde. Nach vielen Jahren schließlich gelang es Rhuma auf unterirdischem Weg zu entkommen und gelangte als Wasserstrom ans Tageslicht. Natürlich ließen es sich die Mutigen unter uns nicht entgehen, sich im klaren Quellwasser abzukühlen.

 

Zurück im Bonibus setzten wir unsere Fahrt fort. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft - die "Eichsfelder Hütte" nördlich von St. Andreasberg. Mitten im Wald gelegen und mit einer herrlichen Aussicht auf den Rehberg ist die Jugendherberge ein beliebtes Reiseziel für Naturfreunde. Nachdem alle ihre Zimmer bezogen und sich eingerichtet hatten, war es an der Zeit sich besser kennenzulernen. Auf einem kreisrunden Regenbogen sitzend, kamen sich bei einer Vorstellrunde der etwas anderen Art, von Siggi, dem Schönwettermann bis zur Kreativen Kerstin, alle näher. In den folgenden Stunden wurden nicht nur neue Freundschaften geknüpft, sondern auch ungeahnte Talente zum Vorschein gebracht. So entdeckte "Friseurmeister" Jakob Simon aus der 5b seine Liebe zu langem Haar.
Schließlich wurde es dunkel. Während die Sonne hinter dem Horizont versank und die Schwärze der Nacht sich breit machte, hörte man fröhliches, glockenhelles Gelächter durch die Finsternis hallen. Leise begann es zu knistern. Dann stieg plötzlich Rauch in den Himmel auf und kurz darauf loderten orange-rote Flammen. Ihr flackerndes Licht ließ gespenstische Schatten über unsere Gesichter huschen. In geselliger Runde beobachteten wir den Funkenregen und sangen Lieder von kleinen Fischen, hungrigen Haien und musikalischen "Pafferbillies". Über unseren Köpfen wölbte sich ein traumhaftes Sternenzelt, dessen wie Feenstaub glitzernde Lichtpunkte uns sicher durch die Nacht geleiteten.

Tag 2 - Der Berg ruft, drum auf zum Brocken!
 
Freitag, 26. August 2016, 8.00 Uhr. Schon vor Stunden war die Sonne über St. Andreasberg aufgegangen und hatte ihre goldenen Strahlen auf die Erde geschickt. Mittlerweile stand sie hoch am Himmel und es versprach ein heißer Tag zu werden. Aus dem hauseigenen Saal der "Eichsfelder Hütte" drang der Lärm geschäftigen Treibens, als wir uns bei einem ausgiebigen Frühstück für den bevorstehenden Tag stärkten.
Eine dreiviertel Stunde später, nachdem auch der letzte Schlüssel im Türschloss gedreht wurde, saßen wieder alle in den gelben Bussen. Von unserer Fahrt Richtung Brockenfuß hatten natürlich auch die Anwohner etwas. Sicher haben sie schon lange nicht mehr so laute NDW-Hits gehört. Egal ob Knutschfleck oder rasender Supertanker, vom ersten bis zum dritten Bus war jeder Text zu verstehen und der Bus des Schönwettermannes schwankte „bedrohlich“ unter den Tanzeinlagen seiner Insassen.
Nach einer Weile fuhren wir in eine Einfahrt und standen kurz darauf auf einem Parkplatz. Als alle ausgestiegen waren, begann unsere wohl größte Herausforderung: Den Gipfel des Brocken erklimmen.
Der Aufstieg war hart und es dauerte nicht lange bis alle schweißgebadet und hechelnd voranstapften. Doch die letzten 24 Stunden hatten uns zusammengeschweißt. Wir waren nun ein Team. Mochte der nächste Schritt auch noch so qualvoll sein, alle machten ihn. Einer für alle, alle für einen. So kamen wir voran und schließlich huschte uns trotz der erbarmungslos brennenden Sonne das eine oder andere Lied über die Lippen. Wenn die Bäume, die fast die gesamte Wanderung lang den Weg säumten nun doch einmal die Sicht freigaben, bot sich uns ein fantastischer Ausblick.  Unter uns lagen Straßen wie Bleistiftlinien und Autos nicht größer als kleine bunte Punkte, alles umrahmt vom leuchtenden Blau des Himmels und dem Grün von Wiesen und Wäldern. Die Felder und Ackerflächen glichen einem bunten Flickenteppich. Fast hätte man meinen können, man schwebe. Plötzlich verdunkelte sich der Horizont. Rabenschwarzer Rauch stieg zum Himmel und ein ohrenbetäubendes Zischen und Fauchen, wie das eines wilden Tieres, kam immer näher. Dann tauchte ein stählerner Schornstein zwischen den Baumkronen auf und ein schriller Pfeifton durchschnitt die Stille. Erst jetzt fielen uns die Schienen auf. Ein riesiges Ungetüm schleppte sich an unserer kleinen Kolonne vorbei - die Brockenbahn. Im Vorbeifahren winkten uns aufgeregt lachende Menschen freundlich zu. Sie hatten den Aufstieg schon geschafft und wir würden ihn auch noch schaffen. Doch die unaufhörlich scheinende Sonne erleichterte die Wanderung nicht und so war der Jubel umso größer, als wir die 1000 Meter-Höhenmarke geknackt und so ganz nebenbei die Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt überquert hatten.

Erschöpft und ausgepowert, erreichten wir am frühen Nachmittag endlich den Gipfel. Während unseres Picknicks, um neue Energie zu tanken, genossen alle die malerische Landschaft zu unseren Füßen. Als jeder frisch gestärkt war, feierten wir nach weiteren tollen Gruppenspielen Premiere. Mit unserem kunterbunten Schwungtuch wickelten wir den Brocken ein, 1142 Meter über dem Meeresspiegel. Tja, Cristo! Da waren wir wohl schneller als du!
Doch nicht nur der Berg, sondern auch das Tal rief und so hieß es nach einer Besichtigung des Geländes wieder gesund unten anzukommen. Auf dem Rückweg besichtigten wir außerdem das Bodemoor, eines der wertvollsten Hochmoore des Harzer Nationalparks. Die Landschaft wirkte hier plötzlich magisch und wie verzaubert. Die bemoosten Hügel erinnerten an Rücken von Gnomen und Trollen, die Luft roch plötzlich seltsam modrig und das Flüstern der umstehenden Bäume, die uns erwartungsvoll aus ihren morschen Astlöchern anstarrten, sorgte für eine geheimnisvolle Atmosphäre und ein schauriges Kribbeln im Bauch, schließlich lagen unter dem wackligen Holzsteg, auf welchem wir gingen, 10000 Jahre Geschichte
Zurück auf festem Schotterweg setzten wir unsere Wanderung fort. Nach etwa 30 Minuten hörten wir ein leises Plätschern. Mit einem Mal war alle Müdigkeit wie weggeblasen. Ein Bach! In Windeseile hatten alle Socken und Schuhe abgestreift und nun wateten 24 Fußpaare durch die kühlen „Fluten“, um sich von der Sonne zu erfrischen. Danach liefen sich die letzten Meter wie von selbst. Zur Belohnung für den steilen Aufstieg, den wir mit Bravour gemeistert hatten, spendierte die "Kreative Kerstin" allen ein Eis.
Einige Stunden später lag der Duft gegrillter Würstchen in der dämmrigen Abendluft und wir ließen den Tag bei Pellkartoffeln und Bratwurst auf der Terrasse bei einer gemeinsamen Grillparty ausklingen.

 

Tag 3 - Von der "Eichsfelder Hütte" ins Eichsfeld
 
Samstag, 27. August 2016, 9.00 Uhr. Wieder hört man aus dem Speisesaal der "Eichsfelder Hütte" bei St. Andreasberg Stimmen. Es ist der dritte Tag unseres Ausfluges und damit der letzte. Hinter uns liegen zwei Tage voller Spaß, Zusammenhalt, Herausforderungen und NDW. Doch noch sind sie nicht vorbei. Nachdem alle Koffer gepackt sind, ruft uns Schulsozialarbeiterin Laura Reinhardt alle in den Konferenzraum der Jugendherberge. Dort erzählt sie uns etwas sehr wichtiges über Demokratie, ein Thema, was alle unmittelbar betrifft. Demokratie, was ist das eigentlich? Aus wissenschaftlicher Sicht gesehen bezeichnet der Begriff Herrschaftsformen, politische Ordnungen und politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen.
Wow! Und was zum Teufel hat das jetzt mit mir zu tun? Nun, mehr als die meisten von uns denken. Stellt euch nur einmal vor, ihr hättet in der Schule kein Mitspracherecht. Mitspracherecht in der Schule? Die Arbeiten legen doch eh die Lehrer fest, ohne sich nach meiner Meinung dazu zu erkundigen. Das schon, aber die Demokratie beinhaltet auch das Recht auf freie Wahlen. Damit kommen wir dem ganzen doch schon etwas näher, denn in der Schule wird gewählt. Jedes Jahr am ersten Schultag wählt ihr eure Klassensprecher.
Womit wir wieder bei uns wären. Unsere Aufgabe ist es, die Schule mitzugestalten. Doch dafür brauchen wir eure Anregungen und Vorschläge.
Wir sind für euch, die Schülerschaft da und das, spätestens nach dieser Fahrt, als TEAM.
 
Franziska Gunkel, 9a

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