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Herzlich Willkommen auf dem Mond!

Egal ob Mörtel, Bindemittel für Beton oder Estrich - Zement ist vielseitig einsetzbar und aus unserem Leben nicht mehr weg zu denken. Wenn wir zwei Backsteine fest und langzeitbeständig verbinden wollen, mischt man den gräulichen Pulverstoff mit Wasser und Sand (bzw. Kies), schon kann es losgehen. Doch wo und vor allem WIE wird Zement hergestellt? Dieser Frage wollten wir, die Schülerinnen und Schüler des 9er Naturwissenschaft-und-Technik-Kurses, gemeinsam mit unserer Lehrerin Frau Fromm, bei unserer Exkursion ins Deunaer Zementwerk, genau auf den Grund gehen.

1975 erbaut, wurden hier bis 1990 ca. 3 Mio. Tonnen Zement pro Jahr auf sechs Produktionslinien hergestellt. Nach einer Modernisierung in den Jahren 1991-1994 produziert man heute auf nur noch zwei Linien etwa die Hälfte. Das Zementwerk Deuna ist damit das zweitgrößte in Thüringen. 

Zurück zu uns. Nachdem wir Betriebsleiter Klaus abgeholt hatten und mit Bob-der-Baumeister-ähnlichen Schutzhelmen und Warnwesten ausgerüstet waren, konnte die Besichtigung endlich losgehen. Als wir kurz darauf aus dem Bus stiegen, waren wir ... auf dem Mond gelandet! Um uns herum nur Steine und Staub. Umrahmt wurde die traurige Einöde von bis zu 20/30 Meter hohen, steil abfallenden Felswänden. Es war, als stünde man in einem Mondkrater, nur der nächtliche Sternenhimmel fehlte, um die Illusion zu perfektionieren.

Herzlich Willkommen im auf dem Dün gelegenen Kalksteinbruch von Deuna. Enttäuscht sahen wir uns um. Waren wir etwa DAFÜR hierher gefahren? Für eine "Steinwüste"? Plötzlich viel unser Blick auf ein Monster! Direkt zu unserer Linken stand ein tonnenschweres, futuristisches Ungetüm von Maschine, das aussah, als hätte man es aus einem der berühmten Star Wars-Filme in den Steinbruch gebeamt. Vor unseren Augen stand ein semimobiler Schreitbrecher, der, so erklärte Herr Klaus, sogar laufen kann. Zugegeben, mit 30 Metern pro Stunde zählt der stahlgraue Riese nicht gerade zu den Schnellsten, schafft dafür aber eine Leistung von bis zu 2000 Tonnen. Ein wirklicher Muskelprotz also, der den Arbeitern beim Abbau von Kalkstein, dem Hauptbestandteil von Zement, eine große Hilfe ist. Nun könnte man meinen, dass die Abbauarbeiten mit gigantischen Baggern, Sprengungen und Radladern, so groß, dass selbst unser 30-Mann/Frau starker Kurs in einer seiner Schaufeln zum traditionellen Gruppenbild Aufstellung nehmen konnte, nichts weiter als einen drastischen Eingriff in die Natur darstellt. Doch dieser Eindruck täuscht!

So wird beispielsweise die bereits vollständig abgebaute  erste Sohle mit einer Fläche von rund 110 Hektar bereits rekultiviert. Das heißt, es werden neue Bäume gepflanzt, um den früheren Waldflächenbesitzern "einen Wald zurück zu geben". Außerdem siedelte sich in einem eigens von den Mitarbeitern des Zementwerks angelegten Biotop, die sonst selten in unserer Region vorkommende Geburtshelferkröte, im Volksmund Glockenfrosch genannt, an.

Da drängt sich dem ein oder andern die Frage auf, warum das Werk gerade in Deuna erbaut wurde. Nun, weil die Hauptrohstoffkomponenten zur Zementherstellung, quasi in direkter Nachbarschaft liegen und somit über ein ausgeklügeltes Fließbandsystem von 2,5 Kilometern auf direktem Weg ins Werk befördert werden können.

Entlang eben dieses Systems setzten wir unsere Fahrt fort und folgten ihm in den Betrieb hinein. Mit einem Mal wurde uns mollig warm. Nahezu sommerliche Temperaturen lösten für ein paar Minuten die allgegenwärtige Gänsehaut in Nichts auf. Als wir uns umsahen, erblickten wir ein dunkelbraunes "Nudelholz" der Extraklasse. Der bei der Verbrennung von Calciumcarbonat bis auf 1400°C erhitzte Drehrohrofen, mit einem Gefälle von 3% strahlte eine so immense Wärme aus, so dass wir förmlich in Schwitzen kamen. Der Besichtigung des Betriebsgeländes sowie einer lärmenden Apparatur, in der die so genannten Zementklinker mithilfe von Stahlkugeln von ca. 50mm Durchmesser zermahlen werden, folgten Führungen durch die Schaltzentrale und das hauseigene Probenlabor.

Am Ende des Tages waren alle um viele interessante Erkenntnisse reicher und die Grundlage für zukünftige Unterrichtsthemen wurde gelegt.

In diesem Sinne danke an Fachleiterin Frau Fromm für die aufwendige Organisation und an Betriebsleiter Herr Klaus für den umfangreichen Vortrag.

 

Franziska Gunkel, 9a

 

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