LOGIN

Biologieexkursion 2022 - Ausflug auf die Hallig

Die vom Lingemann-Gymnasium vor einigen Jahren eingeführte Tradition, als Biologiekurse eine Hallig zu besuchen, hat nach Aussetzen in den letzten zwei Jahren, dieses Mal tatsächlich stattgefunden. So sind 15 Schülerinnen und Schüler in Begleitung von Herr Kramer und Frau Becker quer durchs Land gereist, um die unterschiedlichen Bedingungen auf einem Erdhügel inmitten des Wattenmeers zu erkunden.

Eine Hallig ist eine Landmasse, die nur wenige Meter aus dem nordfriesischem Meer herausragt und vom Meer umgeben ist. Sie sind meist gar nicht oder nur wenig geschützt, was dazu führt, dass sie regelmäßig überschwemmt werden. Das nennt sich Landunter. Aus diesem Grund sind die Häuser auf Hügeln gebaut. Ein solches Haus wird als Warf bezeichnet. Diese Landunter sind für eine Hallig allerdings von großer Bedeutung, da durch sie Sediment aufgetragen wird, was die Landmasse in die Höhe wachsen lässt. Das Leben dort bedarf viel Vorausplanung, da für uns zugängliche Dienstleistungen wie der Arzt oder ein Supermarkt fehlen und die Flut immer kommen und die Salzwiesen (mit Viehzucht) überschwemmen kann, was die Bewohner für mehrere Tage vom Festland abschirmt. Unter diesen Bedingungen durften wir eine Woche verbringen und die Hallig Langeneß kennenlernen (natürlich ohne Landunter).

Begonnen hat unsere Exkursion vor dem Bahnhof in Heiligenstadt um 8 Uhr morgens bei Sonnenschein. Ein langer Reisetag Richtung Norden bei überfüllten Zügen und 30 Grad stand uns bevor. Letzten Endes war die Anreise per 9€-Ticket recht angenehm, bis auf den Zwischenfall, als die Hälfte der Gruppe beinahe nach Sylt weitergefahren wäre, anstatt nach Bredstedt. Dieser Schreck musste erstmal über einem Essen bei McDonalds verdaut werden. Nach einem plötzlichen Regenschauer fuhren wir mit dem Bus zur Fähre in Schlüttsiel, vorbei an weiten Landschaften und den ersten Seen. Angekommen auf dem Schiff, der Hilligenlei, konnte sich endlich entspannt werden, was durch die schmackhafte gastronomische Vielfalt an Board leicht fiel. Vom windigen Deck aus konnten wir zuerst Hallig Hooge und anschließend die finale Einfahrt in den Hafen unseres Ziels, Hallig Langeneß beobachten. Doch der Fahrspaß war noch nicht vorbei. Vor Ort warteten bereits Fahrräder auf uns. Auf den Sattel geschwungen ging es für uns 8 km durch Langeneß zur Peterswarf „Schutzstation Wattenmeer“, unserem zu Hause für die nächsten Tage. Durch die häufig aufgetretenen Kettenprobleme der Fahrräder blieb genug Zeit, die flachen Salzwiesen und zahlreichen Vögel zu bestaunen. Gegen 20:30 Uhr konnten wir uns schließlich auf unseren Zimmern einrichten und über einem Teller Nudeln die neugewonnen Eindrücke auswerten. Am folgenden Tag sollte die unbekannte Gegend erkundet werden. Mit unserem einzigen Transportmittel, dem Fahrrad, wurden die wichtigsten Plätze auf Langeneß angefahren, wie die Molkerei, die Kirche oder der Leuchtturm. Die von uns vorbereiteten Vorträge wurden durch die Experten der Schutzstation ergänzt, wodurch umfassende Einblicke in das Leben auf der Hallig sowie die Umgebung gewonnen werden konnten. Für nachfolgende Biologiekurse sollte dazu erwähnt werden, dass Sonnenschutz trotz relativ niedrigen Temperaturen unabdingbar ist. Eine Portion vom „Eggfried Rice“ gab uns genügend Energie, um abends noch in gemütlicher Runde abzuschalten.

Nicht nur die Ausflüge waren sehr informativ. Auch die gemeinsame Essenszeit auf der Peterswarf wurde lehrreich genutzt, zum Beispiel zur Bestimmung der Rüsselart einer Stubenfliege (Tupfrüssel). Nachdem wir die Lebensbedingungen auf der Hallig kennengelernt haben, war es nun an der Zeit, genauer ins Detail zu schauen. Auf spielerische Weise erkundeten wir die Salzwiesen der von Langeneß. Neben dem Austesten des Faulschlamms probierten wir die charakteristischen Halophyten (Pflanzen, die an hohen Salzgehalt angepasst sind), die dort als beliebte Gewürze fungieren. Nach einem wohlverdienten Mittagsschlaf ging es auf Vogeltour. Wir radelten zu den Schienen, die die Halligbewohner über Loren mit dem Festland verbinden. Dort ordneten wir Federn den entsprechenden Vögeln zu und beobachteten sie anschließend in der Realität durch Fernrohre. Nach einer Portion Chilli con Carne fielen wir erschöpft in unsere Betten.

Das Highlight der Fahrt (subjektive Meinung) war die Wattwanderung zur Nachbarhallig Oland. Fasziniert watteten wir durch das Watt, gefesselt von den unbekannten Formen und Lebewesen. Besonders auffällig waren die spaghetti-förmigen Kothaufen und Sandtrichter der Wattwürmer, die vom Wind geschaffene Rippelstrukturen im Watt oder der Faulschlamm, der leicht an der dunklen Färbung und dem unangenehmen Geruch zu erkennen war. Endlich angekommen auf Oland, verglichen wir die Halligen über einem leckerem Stück Kuchen miteinander. Als wir nach diesem anstrengenden Tag die Warf erreichten, wartete die nächste Überraschung auf uns. Corona wollte uns auch dieses Jahr nicht ungestört auf der Hallig lassen.

Aus diesem Grund musste die Heimreise leider einen Tag früher angetreten werden als geplant. Schade für die Schüler und Schülerinnen, die ihren vorbereiteten Vortrag nun nicht mehr halten konnten. Um 4 Uhr morgens wurden die Zimmer blitzblank verlassen und die Heimreise . Auf die gleiche Art und Weise wie zuvor erreichten wir Heiligenstadt gegen 17 Uhr. Die Reisegruppe trennte sich, geprägt von einer ereignisreichen Woche an der Nordsee. Neben kulinarischen Höhepunkten war die Exkursion sehr lehrreich und definitiv ein zu empfehlendes Erlebnis. Wurde nicht bereits eine Hallig besucht, ist das Leben dort kaum vorstellbar. Es wird ein neues Bewusstsein für die Bedeutung dieses Lebensraums geschaffen, der nicht nur für viele Vogelarten essentiell ist, sondern auch das Festland vor Überschwemmungen schützt. Aus diesen Gründen ist eine solche Exkursion im Klassenverband einer der Vorzüge des Schülerdaseins, auf die sich gefreut werden kann.

Alexa Herget 11c

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Akzeptieren