Samstag, 10. Dezember 2016

Die Aula unseres Gymnasiums ist finster. Furchteinflößende Dunkelheit schleicht durch die Reihen und hüllt die Zuschauer in ihren beängstigenden Schatten. Plötzlich Glockenklang. Mit einem Mal erwacht die Bühne zum Leben und bunte Lichter schweben durch die Luft. Ihre rasanten Drehungen und grazilen Tänze pinseln schmetterlingsgleiche Gebilde ins Schwarz der hereinbrechenden Nacht. Mit angehaltenem Atem verfolgen die Zuschauer diesen kunterbunten Regen, der sie auf magische Art und Weise in eine andere Welt eintauchen lässt.

Es ist Weihnachten. Glitzernde Schneeflocken rieseln vom deprimierend grauen Himmel auf die ebenso graue Erde hinab. Schweigend kniet Zacharias am staubigen Straßenrand. Tränen laufen dem Zwölfjährigen über die Wangen, während vor seinen Augen der Film seiner längst vergessenen Kindheit abläuft. Die flimmernden Bilder vergangener Zeiten betrachtend, umklammern seine wunden Hände krampfhaft einen verdorrten Rosenzweig, das Einzige, was Zacharias von damals geblieben ist. Das Einzige, was Zacharias an Weihnachten erinnert. "Weihnachten", denkt er, "Was soll denn daran so besonders sein?" Wütend läuft Zacharias davon. Weg von dem Grau, das ihn einhüllt. Weg von der Magie des Weihnachtsfestes. Zurück bleibt eine kleine vertrocknete Rose im Straßenstaub. Eine kleine Rose mit großer Bedeutung ... Vor dem Schaufenster eines Spielzeuggeschäftes erinnert sich Zacharias plötzlich an sie. Es beginnt eine verzweifelte Suche nach Liebe, Geborgenheit, Wärme und der schönsten Blume der Welt.