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Insel aus Eis & Feuer - Island-Exkursion 2019

Am 07.07.2019 startete das „Abenteuer Island“ für sechs junge Lingemänner und –frauen des Geografie eA-Kurses, sowie unseren drohnenbegeisterten Studenten Fabian. Gemeinsam mit zwei „Island-Veteranen“ brachen wir in den frühen Morgenstunden des zweiten Ferientages nach Berlin auf, um vom Flughafen Tegel nach Keflavik zu fliegen und dort unseren letzten Begleiter und Chefkoch abzuholen, welcher bereits einige Tage zuvor mit dem Auto mit einer Fähre auf die Insel auf Eis und Feuer gereist war.

Nachdem wir auf dem Flug bereits eine perfekte Sicht auf einige Gletscher Islands, wie zum Beispiel den Vatnajökull, den größten Gletscher Europas, und den „Sneffel“, aber auch die berühmte „blaue Lagune“ genießen konnten, fuhren wir mit unseren beiden Autos zu unserem ersten Zeltplatz in Hveragerdi. Auf dem Weg dorthin hielten wir außerdem noch an einem Solfatar, eine dampfende Quelle, die aufgrund von Schwefelwasserstoff einen unangenehmen Geruch aufweist, und an einer Brücke, welche symbolisch einen Graben zwischen der eurasischen und nordamerikanischen Platte überspannt, was natürlich so nicht stimmt, aber trotzdem haufenweise Touristen anlockt. Am Zeltplatz angekommen, bauten wir unser Sudanzelt auf und aßen Nudeln mit leckerem Gulasch. Da es aufgrund der Nähe zum nördlichen Polarkreis nicht dunkel, sondern nur für sehr kurze Zeit dämmrig wurde, bestimmte eine einstimmige Abstimmung beim Abendessen unser nächtliches Ausflugsziel - den heißen Fluss Varma. Und so machten wir uns wohlgenährt und dick eingepackt am späten Abend auf den Weg. Nach einer etwa einstündigen Wanderung kamen wir dann endlich an unserem Ziel an. Vor uns erstreckte sich ein Fluss, welcher an seiner Quelle Temperaturen von 100°C erreicht und in seinem weiteren Verlauf von kalten Bächen gekühlt wird. Wir suchten uns ein gemütliches Eckchen und ließen im Licht der schon wieder aufgehenden Sonne unseren ersten Tag entspannt ausklingen.

Am zweiten Tag bestaunten wir zuerst einen ausbrechenden Heißwassergeysir. Damit ein Geysir ausbricht, muss der poröse, mit Wasser gefüllte Untergrund durch vulkanische Energie erhitzt werden. Das darüberliegende Wasser übt Druck auf das heiße Wasser aus, weshalb dieses bei 100°C nicht wie gewohnt sieden kann. Es überhitzt und erwärmt sich weiter, bis es irgendwann doch anfängt leicht zu sieden. Durch die Dampfbläschen wird das obere Wasser minimal angehoben, das heiße Wasser nutzt diese kurze Zeit, um vollständig zu verdampfen. Der entstehende Dampf steigt explosionsartig nach oben und treibt das Wasser aus dem Schacht. Danach machten wir uns auf den Weg zum gigantischen Gullfoss ("gull" = Gold, „foss“ = Wasserfall), ehe wir nach einer holperigen Autofahrt quer durch eine Steinwüste an unserem nächsten Zeltplatz in Hveravellir ankamen. Dort wartete bereits die nächste heiße Quelle auf uns. Dieses Mal sogar in Form eines Pools inklusive manuell regelbarer Wassertemperatur durch verschiedene Warm- und Kaltwasserschläuche.

Nach heißem Tee am Morgen und einigen atemberaubenden Drohnenaufnahmen, welche uns mit unserem selbstgebauten Steinmännchen mitten im eintönigen Grau der unzähligen Felsen zeigten, machten wir einen kurzen Halt am Goðafoss und wurden Zeugen eines romantischen Heiratsantrages auf den Felsen vor dem hinabstürzenden Wasser, bevor wir unseren einzigen mehrtägigen Aufenthaltsort, den Myvatn (=Mückensee), erreichten. Dort vertrieben wir uns den Abend mit diversen Gesellschaftsspielen. Vom klassischen Skat über Lügen-Mex bis hin zum nervenaufreibenden Bang! war für jeden was dabei.

Tag 4 war geprägt von der Betrachtung eines Hochtemperaturgebietes mit Dampf- und Schlammquellen und der anschließenden Wanderung am Namafjall. Nach etlichen Verschnaufpausen, die jedes Mal fleißig für neue Bilder in allen Winkeln und Posen genutzt wurden, saßen wir zum Abschluss auf der Spitze der Bergkette und genossen eine fantastische Aussicht über die dampfenden Quellen und grünen Landschaften in der Ferne. Nach der weiteren Wanderung über den Bergkamm und den abschließenden Abstieg ins Tal, besichtigen wir das Geothermalkraftwerk Krafla in der Umgebung, bevor Frank uns eine leckere Reispfanne mit frischem isländischen Kabeljau zauberte. Anschließend ging es für einige Abenteurer nochmal zum Fotoshooting zu einem Einschnitt durch einen Berg, an welchem fantastische Drohnenaufnahmen entstanden.

Der Morgen des nächsten Tages begann mit spannenden Vorträgen rund um die Geologie, Gewässer & Gletscher, sowie das Wetter & Klima Islands. Danach brachen wir zu einer Wanderung durch einen blühenden Wald voller junger Bäume auf. Die Jungbäume sprießen dort erst seit etwa 25 Jahren aus dem Boden und sind eine erste Folge des Klimawandels, welcher ihnen auf Island neuerdings perfekte Wachstumsbedingungen bietet. Nachdem wir schlussendlich trotz einiger Orientierungsschwierigkeiten und der Hilfe eines Einheimischen an unserem Ziel ankamen, eröffnete sich uns allen der Blick über einen knapp zwei km breiten Explosionskrater „Hverfjall“, den wir einmal zu Fuß umrundeten.

Der nächste Tag bot nicht nur ein weiteres Highlight unserer Exkursion, sondern bedeutete auch das Ende unseres Aufenthaltes am Myvatn. Unsere Reise führte uns nun zum Dettifoss, dem wasserreichsten Wasserfall Europas, der vom Ufer betrachtet sehr dreckig aussieht, da er viele Steine und Schmelzwasser der Gletscher transportiert. An diesem gigantischen Wasserfall stürzen etwa 190000 Liter Wasser pro Sekunde in die Tiefe. Später ging es mit einer Wanderung weiter. Dabei liefen wir nicht nur durch wunderschöne Natur in einem spektakulären Canyon, sondern erblickten auch die Felsen „Karl og Kerling“ (dt. „Oma und Opa“) am Flussufer, deren Geborgenheit wir prompt für ein ausgiebiges Sonnenbad nutzten. Bei der Ankunft an unseren Fahrzeugen waren wir alle sehr geschafft, aber auch fasziniert von der tollen isländischen Landschaft. Den gemeinsamen Abend nutzten wir zur Erholung und Regeneration, um am folgenden Tag voller Begeisterung und Elan die Reise zum nördlichsten Punkt Islands anzutreten.

Weder der Weg entlang der Küste, noch die dort grasenden Schafe stellten für uns ein großes Hindernis dar und so kamen wir nach einem einstündigen Fußmarsch am Meer zum Stehen. Nur noch das Wasser trennte uns vom knapp 1,5km nördlicher liegenden Polarkreis. Doch auch hier erwies sich unsere Drohne als treuer Begleiter und ermöglichte uns nach ihrem waghalsigen Flug über das offene Meer einen Blick auf eben jenen Breitenkreis, an dem die Sonne im Sommer einen ganzen Tag nicht untergeht. Voller Tatendrang kehrten wir zu unseren Autos zurück und machten uns auf den Weg über die Berge. Doch eine Sache darf auf den schneebedeckten Gipfeln natürlich nicht fehlen - eine Schneeballschlacht. Und so machten wir uns einen Spaß daraus, dass "Feuer" auf Herr Arand zu eröffnen. Durchgenässt und ausgekühlt wickelten wir uns auf der weiteren Fahrt in unsere wärmenden Jacken ein und genossen die Aussicht als "Wanderer über dem Nebelmeer". Diese spektakuläre Sicht, die uns alle sehr begeisterte, wurde hervorgerufen durch das meteorologische Phänomen der Inversion. Dabei wird die Luft nicht - wie normalerweise - mit zunehmender Höhe kälter, sondern wärmer. Eine solche Inversionswetterlage kann sehr lang anhaltend sein und bildet als Ergebnis eben jenen Nebel.

Der nächste Morgen begann kalt und nebelig, doch weiterhin bescherte uns Hoch "Siggi" eine trockene und sonnige Zeit. Nach dem Zeltabbau teilten wir uns in zwei Gruppen. Während Frank und Lena die Einkäufe erledigten, fuhr der Rest in Richtung unserer einzigen Festübernachtung auf einem einsamen Bauernhof 50km entfernt vom nächsten Supermarkt. Auf dem Weg dorthin hielten wir an einer kleinen Torfkapelle aus der Zeit der Wikinger, in der wir das Lied "Phantom der Oper" aus dem gleichnamigen Musical, vorgetragen von Alina und Fabio, genießen konnten. Nach der Ankunft am Haus wirkten vor allem die bequemen Betten nach einer Woche im Zelt im ersten Moment schon recht ungewohnt. Doch dieser ungewohnte Luxus wurde sogar noch von unserem königlichen Abendessen übertroffen. Lokales Lammkotelett an knusprigen Kartoffelspalten, dazu saftiger Salat. Anlass für dieses Festmahl war nicht nur das Vorhandensein von Küche und Grill, sondern auch der anstehende Geburtstag unseres Exkursionsbegleiters Frank. Auf dieses besondere Ereignis warteten wir alle ganz gespannt und lungerten zum Zeitvertreib auf den gemütlichen Sesseln und Sofas im Wintergarten unserer Unterkunft herum. Dann schlug die große Stunde. Alina, Fabio und Lena boten uns begeisterten Zuschauern ein spektakuläres und humorvolles Theaterstück typischer Verhaltensweisen nicht nur des Geburtstagskindes. Nach den ausführlichen Gratulationen ließen wir die Nacht in Ruhe ausklingen.

Den neunten Tag unserer Exkursion nutzten wir für unser letztes großes Highlight. Wir fuhren an der Ostküste Islands entlang in Richtung des Heinabergsjökull. Den davor liegenden Gletschersee erkundeten wir, begleitet von zwei Guides, mithilfe von Kajaks und machten dabei unter anderem Halt an einem Eisberg mitten auf dem See, um dort eine beeindruckende Höhle zu begutachten. Mit dem eiskalten Wasser kamen wir Gott sei Dank nur durch ein paar Tropfen in Berührung und unsere Gruppe kehrte wohlbehalten zu den sicheren Ufern zurück. Im weiteren Verlauf des Tages übten wir uns in Geduld. Denn vor uns stand eine lange Reise zu unserem letzten Zeltplatz. Ein paar Meter entfernt vom Fuße des Skogafoss errichteten wir zum allerletzten Mal unser Zelt und genossen anschließend unser letztes Abendessen.

Nach dem Abbau unseres Zeltes am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg in Richtung der isländischen Hauptstadt Reykjavik, in der ungefähr die Hälfte der 360.000 Einwohner des Landes leben. Um uns den Abschied von dieser faszinierenden Insel etwas zu erleichtern, goss es an diesem Tag wie aus Eimern. Die bis dahin noch unbenutzten Regenjacken wurden ausgepackt und schützten uns vor dem herabfallenden Nass - oder wenigstens eine kurze Zeit, bis auch die Klamotten sich ihrem Schicksal ergaben und nur noch ein festes Dach über dem Kopf uns helfen konnte. Nachdem uns Herr Arand vor der Hallgrimskirkja, der beeindruckenden Hauptkirche Islands, mit einer minnesängerartigen Einlage seines Geologenliedes beeindruckte, bestaunten wir im Rathaus der Stadt eine Reliefkarte, welche die komplette Insel mit all ihrern Bergen und Tälern im Maßstab 1:25000 zeigt. Anschließend teilten wir uns in kleinere Gruppen auf und entschieden uns für verschiedene Tätigkeiten. Während eine Gruppe sich Souvenirs besorgte, stattete eine andere der Oper Reykjaviks einen Besuch ab. Am Abend trafen wir uns dann zu einem gemeinsamen Ausklingen der Exkursion im HardRock Café. Dieser Abend wurde von exzellenter Stimmung, nostalgischen Klängen und leckeren Burgern vor dem bevorstehenden Rückflug in der Nacht ideal abgerundet.

Und so machten wir uns gestärkt auf den Weg ins 50km entfernte Kevlavik, wo unser Flug um 7:40 Uhr am nächsten Morgen gen Heimat starten sollte. Mit einer lustigen Spielerunde und einer extrem kurzen Nachtruhe aufgrund der unbequemen Sitzmöglichkeiten, beendeten wir unsere Exkursion auf die Insel aus Feuer und Eis mit einer Abschlussrunde, in der wir unser Abenteuer Revue passieren ließen. Nach der Verabschiedung von Frank, der auch die Rückfahrt mit dem Auto antrat, ging es für uns zum zweiten Mal durch die Flughafenkontrolle und danach ab in den Flieger. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wegen dichten Nebels, starteten wir mit einer halben Stunde Verspätung in Richtung Tegel. Dort angekommen, fuhren wir mit dem Bus zum Hauptbahnhof und trennten uns ein letztes Mal, um die vierstündige Wartezeit bis zur Abreise mit dem Zug zu überbrücken. Nach dem Wiedersehen am Bahnhof und der Abfahrt des Zuges, spielten wir ein letztes Mal gemeinsam Karten und schauten der Heimat mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Um 22 Uhr war es dann endlich soweit. Wir erreichten dem heimischen Heiligenstädter Bahnhof, begrüßten unsere Familien, schossen ein abschließendes Gruppenfoto und verabschiedeten uns schweren Herzens von unseren Reisebegleitern. So endete eine faszinierende, aber auch lehrreiche Exkursion und ein einzigartiges, unvergessliches Erlebnis.

Magnus Lehmann

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