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Chemie- und Englischleistungskurs in der belgischen Hauptstadt

Montag der 20.04.2009 war eigentlich ein trauriger Tag für die Schülerschaft, da es der erste Schultag nach den Osterferien war. Nur eine kleine Gruppe Schüler erwartete diesen Tag mit Sehnsucht, denn es war der Beginn der chemisch-englischen Exkursion in die Hauptstadt Belgiens.

Als wir uns um 7 Uhr mit unserem schweren Reisegepäck an der Schule trafen, konnte man die neidischen Blicke anderer Schüler, die die Woche regulären Unterricht hatten, erkennen. Schon am ersten Tag hatten wir perfektes Wetter, was unsere Hoffnungen auf eine schöne Woche noch verstärkte. Nach insgesamt 9-stündiger

Busfahrt, wovon 2 Stunden einem Zwischenstopp in Aachen mit der Besichtigung des Aachener Doms und einer kleinen Shoppingtour geopfert wurden, kamen wir in unserer Jugendherberge im Herzen Brüssels an.

Dort nahmen wir uns erst einmal Zeit unsere Zimmer in der Jugendherberge in Augenschein zu nehmen und unsere Koffer auszupacken. 200 Euro hinterlegte Kaution und extra bruchsichere Kellerlampen in den Zimmern sprachen nicht unbedingt für großes Vertrauen der Herberge in uns Schüler, doch natürlich blieb alles heil und wir verhielten uns ruhig und anständig.

Um den Rest des Tages noch sinnvoll zu nutzen, gingen wir gemeinsam zum "Grand Place" und schauten uns unterwegs auch noch den Manneken Pis an.

Anschließend hatten wir noch bis um 23 Uhr Zeit, uns selbstständig mit der Stadt vertraut zu machen und sich schon einmal die ersten Sehenswürdigkeiten anzusehen.

Der Dienstag begann mit einem wunderbaren Herbergsfrühstück. Währenddessen wurden schon die ersten in Brüssel gesammelten Eindrücke diskutiert und Vergleiche mit deutschen Jugendherbergen wurden angestellt. (Dass Deutschland hierbei glänzend abschnitt sei nur am Rande erwähnt.) Wieder einmal war in Brüssel herrlichstes Wetter und ein strahlend blauer Himmel erwartete uns.

Jetzt war es Zeit einen der wichtigsten Orte der europäischen Politik zu besuchen: das Europäische Parlament. Nach kurzer Zeit standen wir alle mit offenen Mündern vor dem Parlamentsgebäude und den anderen gläsernen Riesen, die sich dem Komplex anschlossen.

Dann war es endlich so weit: Hauke Hoffmann, ein Assistent Rolf Berends, geleitete uns durch die Sicherheitsschleusen und brachte uns in den Plenarsaal. Hier hörten wir uns einen Vortrag über die Europäische Union und den Prozess der Gesetzgebung in dieser an. Im Anschluss wurden noch ein paar Fragen gestellt. Natürlich war eine der ersten Fragen, warum wir keine Abgeordneten zu sehen bekamen. Die Antwort war schnell gefunden, denn leider hatten wir das Pech, genau in der Woche nach Brüssel zu fahren, in der die Abgeordneten einmal im Monat mit Sack und Pack nach Straßburg fahren um dort Politik zu machen. Nur den genauen Grund für diese regelmäßige Prozession, bei der circa 200 Millionen Euro im Jahr verpulvert werden, konnte nicht genau geklärt werden.

Nach diesem sehr interessanten Vortrag ging es noch, wie bei einer richtigen Konferenz, zum Fototermin. Die Fahnen der Mitgliedsstaaten und die gemeinsame Europafahne bildeten hierfür die passende Kulisse.

Das ARD-Studio bildete für den Dienstag das zweite Ziel, wo wie sehr freundlich empfangen wurden. Der ehemalige Schüler unseres Gymnasiums und jetzige Auslandskorrespondent der ARD, Markus Preiß, hatte sich bereit erklärt uns durch das Studio zu führen. Nach dieser Stärkung besuchten wir zuerst einmal das Archiv, in dem Bildmaterial gesammelt wird, welches man für Beiträge gebrauchen könnte. Auch das Tonstudio, die Räume für den Schnitt und die Regieabteilung wurden uns gezeigt. Die meiste Zeit befanden wir uns allerdings im Fernsehstudio. Hier wurde uns vom Leiter der Regie und Markus die Entstehung der Beiträge erklärt. Nun gingen wir wieder in den Konferenzraum und durften noch weitere Fragen stellen, die alle von Markus beantwortet wurden. So lernten wir durch unseren Besuch viel über das Fernsehen und die Arbeit dort kennen und wir stellten fest, dass Fremdsprachen für eine Karriere beim Fernsehen sehr wichtig sind.

Nun erkundeten wir in kleinen Gruppen den historischen Stadtkern Brüssels. Den Abend verbrachten wir dann in der Disco im Keller unserer Jugendherberge. Die Stimmung war großartig und am späteren Abend rafften sich einige Mutige auf, um zu den verschiedensten Liedern Karaoke  zu singen. Kurz darauf hieß es auch schon wieder „Gute Nacht!“

 

Nach einer erholsamen Nacht krochen wir aus unseren Doppelstockbetten, um zu frühstücken. Als wir damit fertig waren, folgte der Besuch an der amerikanischen Boston University. Die Stunde, die wir zu früh waren, nutzten wir geschickt mit dem Besuch des brüssler Triumphbogens. Nun machten wird dem Klischee des Touristen alle Ehre: Raus aus dem Bus, Fotos machen, wieder rein in den Bus und fort.

Zurück an der Universität nahmen wir erst einmal in einem separaten Raum Platz und warteten gespannt auf Herrn Andreas Rambow, der uns eine englischsprachige Vorlesung zum Thema Finanzkrise halten sollte. Dabei unterbrach er des Öfteren seine Erläuterungen um unklare Wörter durch Umschreibungen verständlich zu machen. Daher konnten auch die Chemiekursler dem Vortrag ohne größere Probleme folgen.

So bekamen wir durch Herrn Rambow einen umfassenden Überblick in Sachen weltweite Finanzprobleme. Am Ende der Vorlesung überraschte er uns mit perfektem Deutsch und klärte uns darüber auf, dass er aus Deutschland stammt, aber den Großteil seines Lebens im Ausland verbrachte.

Nach einem von der Universität gesponsertem Mittagsmahl, welches in null Komma nichts aufgegessen war, ging es auf zu einem Stückchen Heimat. Das nächste Ziel war nämlich die Thüringer Vertretung. Doch um dort hinzugelangen musste unser Bus durch enge Straßen manövrieren, die auch noch von äußerst parkbegabten Brüsseler Bürgern auf beiden Seiten zugestellt waren. Doch unser Busfahrer meisterte diese Engpässe und bald waren wir vor einem unscheinbaren Haus angekommen. Hier wurden wir auch schon erwartet. Die beiden Mitarbeiter Robert Möhrle und Arnd Fabian begrüßten jeden mit Handschlag und führten uns in einen kleinen Saal, wo wir uns einen Vortrag über die Aufgaben der Ländervertretung in Brüssel anhörten. Diese Abteilung versucht Thüringer Interessen in den Prozess der Europäischen Gesetzgebung einfließen zu lassen. Dies geschieht vor allem durch Kontaktaufnahme zu Abgeordneten oder deren Assistenten. Dazu werden nicht nur Stammtische oder einfache Telefonate genutzt, sondern auch „Thüringer-Bratwurst-Grillabende“ oder ein Frühlingsfest. Wer weiß, vielleicht wird ja der nächste EU-Gipfel auf anraten der Thüringer Vertretung im Stadthotel abgehalten? Genug Werbung haben wir ja gemacht...

Später wollten wir uns dann auf dem Grand Place treffen, um den von Schülern vorbereiteten Vortrag über das Rathaus anzuhören. Außerdem wollten wir noch ins Kino gehen. Alsbald saßen wir dann im Film „The Wrestler“, wobei wir wieder einmal unsere Englischkenntnisse unter Beweis stellen mussten. Der niederländische Untertitel half uns dabei aber über Textpassagen, die schwer verständlich waren. Des Weiteren ließ der Untertitel einige Schüler mit dem Gedanken spielen, Niederländisch zu erlernen.

Nach dem eher bescheidenen Film machten wir uns noch einmal zum Manneken Pis auf, um dort einem weiteren Vortrag zu lauschen. Damit war der fremdsprachenreichste Tag der ganzen Exkursion auch schon zu Ende.

Der letzte volle Tag in Brüssel stand ganz im Zeichen der Sehenswürdigkeiten. Was bietet sich da besser an als das Atomium? Gerade für den Chemiekurs bildete dies den Mittelpunkt der Exkursion. Nach einer relativ kurzen Fahrt durch den undurchdringlichen Brüsseler Stadtverkehr sahen wir in einiger Entfernung die oberste Kugel aufblitzen.   Dann standen wir vor- oder besser gesagt – unter dem gigantischen Eisenkristall. Nachdem wir uns auch hier einen Vortrag über die Bedeutung und Entstehung des Bauwerks anhörten, bekamen wir Gelegenheit auch das Innere zu besichtigen. Mit großen Erwartungen ging es in die, mit 18 Meter Durchmesser recht großen, Kugeln. Als wir dann unsere „Höhenangst“ überwunden hatten und mit einem der schnellsten Aufzüge Europas zur obersten der neun Kugeln gefahren waren, wurden wir mit einem herrlichen Panoramablick über die Belgische Hauptstadt belohnt. Von dort oben konnte man sogar den schiefen Turm von Pisa, den Eifelturm oder das Kolosseum sehen! Natürlich waren dies nicht die Originale, sondern Modelle im benachbarten „Mini-Europa“ Themenpark.

Später begaben wir uns noch in die Kathedrale und den Brüsseler Stadtpark mit dem angrenzenden National- und Königspalast. Auch hier durften wir uns gut vorbereitete Vorträge aus der Schülerschaft anhören.

Den Rest des Tages verbrachten manche damit, an einer Hop on/Hop of Tour teilzunehmen. Dabei steigt man in einen Bus, lässt sich zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten kutschieren und erfährt nebenbei allerhand Informationen.

Jeder nutzte diese Zeit noch einmal ganz individuell, zum Beispiel mit einer Wanderung zu der berühmten Kirche Sacré-Cœur.

So brach dann auch der letzte Morgen in der Hauptstadt Belgiens an. Trotz der Tatsache, dass eine lange Heimfahrt bevorstand, hatten wir auch an diesem Tag noch einen Termin: Ziel war eine Schokoladenmanufaktur in einer deutschsprachigen Gemeinde im Osten Belgiens.

Nach dreistündiger Fahrt kamen wir dann in Schönberg/St. Veit an. Als Produktionsort diente in dieser sehr kleinen Schokoladenmanufaktur das Untergeschoss eines Familienhauses. Dort begrüßte uns auch sogleich der Maitre Chocolatier Axel Hanf. Er berichtete über die Geschichte der Schokolade in Europa und ganz besonders in Belgien. Um zu erfahren, dass Schokolade nicht gleich Schokolade ist, durften wir sogar Geschmacksproben verschiedener Sorten probieren.

Der Meister persönlich zeigte uns die Herstellung von echten belgischen Pralinen. Am Beispiel von Marzipanstücken zeigte er uns dann, wie ein Schokoladenüberzug erzeugt und anschließend verziert werden kann. Nachdem die Pralinen durch den Kühltunnel gelaufen waren, durfte noch einmal genascht werden. Auch Schüler, die Marzipan sonst nicht mögen, konnten die Finger nicht von diesen Leckerbissen lassen. Im Anschluss an die Führung konnten wir im integrierten Hausladen auch noch in der Manufaktur produzierte Schokolade käuflich erwerben.

Jetzt hieß es endgültig Abschied von Belgien zu nehmen. Nach einer eher ruhigen Fahrt, die viele von uns zum Schlafen nutzten, erreichten wir um 19:00 Uhr den Heiligenstädter Busbahnhof. Damit ging eine lehrreiche und spannende Exkursion zu Ende.

Christian Henkel

Florian Jakobi

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