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Vertreibung der Jesuiten aus Heiligenstadt

Bereits ab dem Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm zunehmend der Einfluss des Jesuiten Ordens ab. War ihr Wirkungsbereich, vor allem in der Funktion als Prediger an adligen Höfen, lange Zeit stark gewachsen, so setzten sich jetzt ihre Feinde durch und freidenkerisch-absolutistische Kräfte beschnitten Stück für die Stück den Rang der Jesuiten. So wurden sie bereits 1759 in Portugal enteignet, eingekerkert und vertrieben. Gut fünf Jahre schloss sich Frankreich an und 1767 folgten Spanien, Neapel und Paraguay. In allen Ländern lautete der Vorwurf auf unseriöse Handelsgeschäfte, Verschwörung oder antichristliche Moral, wie Tyrannenmord oder der Zweck heiligt die Mittel.

1769 und 1770 kamen auch im Mainzer Herrschaftsgebiet schließlich erste Repressionen, die auch die Schule tangierten. Es mussten Schülerlisten zur Kontrolle eingereicht werden oder Patres wurden durchleuchtet. Am 9.11.1773 erging nun der Befehl zur Schließung von Kolleg und Schule in Heiligenstadt, als Reaktion auf die Auflösung des Ordens vom 21.7.1773 durch Papst Klemens XIV., wobei den Jesuiten jegliches Widerspruchsrecht verwehrt blieb. Noch in der selben Novembernacht, an der die Schließungsanordnung einging, erschien der zuständige Statthalter, um diesen zu vollstrecken und den wertvollen Besitz zu Pfänden. Lediglich eine Stunde wurde den Ordensbrüdern zum Verlassen der Stadt eingeräumt. Ohne großartige Regung wanderten sie ab und wurden per Kutsche in neue Stätten verbracht. In jenen fand ihre Internierung statt, sie erhielten ein Berufsverbot und das freie Bewegen, selbst innerhalb der Mauern ihrer neuen Orden, ist nur unter geistlicher Aufsicht zulässig. Monatelang ist dieser Zustand für die Gläubigen Männer Alltag gewesen, bis zur Abmilderung und Freilassung. Ihre hohen Verdienste, um die Bildung in unserer Region, blieben durch das rigorose Staatsvorgehen unbeachtet und fanden lange kaum Beachtung.

Manuel Montag

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