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Globaler Rekordsommer – Doch das Eichsfeld bleibt verschont

Die Temperaturen gehen durch die Decke und Rekorde fallen reihenweise nacheinander! Ein aufregender, sowie wechselhafter Sommer (2023) liegt hinter uns allen und schon jetzt lässt sich eines sagen: 2023 erlebten wir mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 16,8°C den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der seinen Vorgänger aus dem Jahr 2019 noch einmal um etwa 0,3 Grad Celsius (damals 16,5°C) übertroffen hat. Doch nicht nur der Sommer insgesamt sticht als Spitzenwert heraus, auch in den einzelnen Monaten selbst lassen sich global, national und regional viele interessante Daten und neue Höchstmarken erkennen, was wir im Folgenden gerne näher betrachten möchten. Im Eichsfeld begann die erste Junihälfte mit einem relativ starken Temperaturanstieg: Lagen die anfänglichen Durchschnittswerte noch ähnlichen zu denen am Ende des Frühlings bei um die 12°C, so stiegen sie bis Mitte des Monats auf knapp über 20 Grad mit Tageshöchstwerten von teilweise 27 Grad Celsius. Begleitet wurde diese Wärmephase gleichzeitig von einer gut zweiwöchigen Trockenperiode, in der nahezu kein Niederschlag messbar war. Das änderte sich jedoch schlagartig in der zweiten Monatshälfte. Hier kam es vor allem im Zeitraum vom 21.-23.06. durch das Tief „Lambert“ zu heftigen Niederschlägen und Gewittern mit bis zu 28 l/m2, sodass wir am Ende des Monats mit gut 98 l/m2 tatsächlich wieder weit über dem Thüringer- und Bundesdurchschnitt von 55 l/m2 bzw. 51 l/m2, sowie dem Vorjahreswert von lediglich 26 l/m2. Die Temperatur hingegen orientiert sich nach vielen temporären Schwankungen (Höchstwert: 28,5°) im letzten Monatsabschnitt mit gut 17,5°C im Durchschnitt sehr nah am thüringischen Wert von 17,9°C und der bundesweiten Marke von 18,5 Grad. Der Sonnenschein insgesamt lag bei 317,6 Stunden und damit zwar weit über den Bundesergebnissen von 203 Stunden, blieb jedoch im Vergleich zum Vorjahr mit 314,4 Stunden nahezu konstant. Insgesamt gilt dieser Juni als der zweitsonnigste und nach vorläufigen Angaben vom DWD und Copernicus als der heißeste Juni seit Beginn der Datenerfassung. Also alles in allem ein Monat für die meteorologischen Geschichtsbücher.
 

 

Global gesehen ging es dann im Juli direkt fulminant weiter, denn der 4.Juli brach mit durchschnittlichen 17,2°C den Markenwert für den wärmsten jemals gemessenen Tag. Doch bekamen wir im Landkreis davon nicht viel zu spüren. Unser Juli startete, ausgelöst durch Sturmtief „Poly“ an der deutschen Nord- und Ostseeküste, vor allem mit starken Windböen aus dem Norden von bis zu 60 km/h. Mit dem Thema Wind hatten wir als AG „Junge Wetterfrösche“ bereits im Juni Erfahrungen gemacht, während unseres Wetterballon-Projekts mit Nawi-School und der Hans-Riegel-Stiftung. Vor dem Start berechneten wir die Flugroute des Ballons mit einem Computerprogramm und konnten dort bereits sehen, dass Nordwind herrscht. Das bestätigte sich dann auch mit der Landung in Obersuhl nahe der hessisch-thüringischen Landesgrenze. Doch nicht nur die Windrichtung konnten wir ermitteln, mit unserem Wetterballon machten wir außerdem noch beeindruckende Aufnahmen der Stratosphäre in 33 km Höhe und sammelten verschiedene Messdaten (Temperatur, Luftdruck, etc.) während des Aufstiegs. Auf das Sturmtief folgte ein rasanter Temperaturanstieg, ähnlich wie ganz Deutschland, auf den Monatshöchstwert von 32,7 Grad am 9.7. Begleitet wurde dieser Anstieg wieder von ausbleibendem Niederschlag. In der zweiten Monatshälfte setzten sich jedoch kühlere Luftmassen durch, die Temperaturen fielen, mit Ausnahme vereinzelter Ausschläge, auf etwa 16°C. Gleichzeitig setzte stärkerer und konstanter Niederschlag bis Ende des zweiten Sommerdrittels ein. Das Eichsfelder Monatsmittel von 17,9°C liegt schlussendlich aber unter dem thüringischen Wert von 18,6°C. Auch der Niederschlag fällt mit insgesamt gut 72,8 l/m2 (bundesweit sogar 100 l/m2) geringer aus, als der Landeswert von 80 l/m2. Nur die Sonnenscheindauer mit 252,2 Stunden konnte die Landesdaten von 240 Stunden übertreffen. Weltweit übertraf der Juli am Ende sogar noch den Juni 2023 und sicherte sich, nach Copernicus Angaben, damit vorläufig den Platz als heißester Monat seit Beginn der Wettermessungen. 

Der August startete im Eichsfeld relativ kühl mit um die 15°C im Durchschnitt und Tiefstwerten von um die 9 Grad Celsius, zog dann aber noch einmal mit einem starken Temperaturanstieg auf etwa 25°C und Tagesspitzenwerten von 31,6 Grad (19.8.2023) an. Der Niederschlag verteilte sich konstant in diesem Zeitraum, mit einigen Ausreißern nach oben oder unten. Nur im letzten Monatsdrittel erlebten wir eine kippende Wetterlage. Die Temperaturkurve fiel mit 12,5°C im Durchschnitt wieder nahezu auf Sommeranfangsniveau. Gleichzeitig blieb der Niederschlag aus. Lediglich das Tiefdruckgebiet „Denis“ brachte uns am 25.8.2023 noch einmal Regenmengen von 22,7 l/qm. Wie schon im Juli war auch der letzte meteorologische Sommermonat im Eichsfeld mit 17,4 Grad kälter als der Thüringenschnitt mit 18.1°C, sowie der Bundesdurchschnitt von 18,3 Grad Celsius. Gleiches gilt für den Gesamtniederschlag mit 119,7 l/m2, im Vergleich zu 133 l/m2 in Thüringen (125 l/m2 im Bund). Alle Werte des Niederschlags liegen jedoch deutlich über ihrem Soll bei rund 75 mm, was erfreulich ist, denn im letzten Sommer verfehlte das Eichsfeld diesen mit gerade einmal 10,3 l/m2 deutlich. Lediglich die Sonnenscheindauer liegt mit 214,1 Stunden wieder über Bundeswert (200 Stunden) und Landesdaten (170 Stunden). Insgesamt war der August durch tropisch-feuchte Wetterlagen am Anfang und frühherbstliche Temperaturen im letzten Drittel geprägt. Alles in allem war der Sommer im Eichsfeld mit 783,9 Stunden Sonne und 290,8 l/m2 Niederschlag, wesentlich kühler als der weltweite Sommer und als sein Vorgänger aus 2022, der gerade einmal 84,7 l/m2 Niederschlag brachte, aber dagegen 878 Stunden Sonnenschein (Soll 592 Stunden) hatte. Dafür war der diesjährige Sommer deutlich wechselhafter. Grund dafür sind die zum einen sehr hohen Temperaturen und längere Trockenperioden und andererseits kühlere Temperaturen und sehr viel Niederschlag, der sich jedoch auf einzelne Tage konzentrierte. Diese Wechselwirkungen bekamen wir auch an der teils schwülen und bedrückenden Atmosphäre zu spüren. Trotzdem sind wir gespannt, was uns der kommenden Herbst, nach diesem Sommer der Rekord, so bringen wird und ob vielleicht auch das Jahr 2023 insgesamt ein neues Rekordjahr wird.

Nikolas Kruse & Manuel Montag

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