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Ein Rückblick der etwas anderen Art auf die letzten 10 Jahre - 2007-2016

Der Klimawandel hat es eilig, steigende Temperaturen, feuchtere Winter und mehr Wetterextreme. Vielen sind diese Schlagzeilen nicht fremd. Doch gibt es solche Phänomene auch im Eichsfeld?  

Um das zu überprüfen, braucht man natürlich Wetterdaten. Die Wetterstation auf den Liethen, die am 15. Mai 2006  vom damaligen TV-Wetterfrosch Jörg Kachelmann im Beisein von Dieter Althaus und zahlreichen weiteren Förderern und Gästen eingeweiht und seitdem von der AG „Junge Wetterfrösche“ unseres Lingemann-Gymnasiums betreut wird, beging in diesem Jahr ihr elfjähriges Jubiläum und liefert somit Daten für immerhin schon zehn komplette Jahre. Sechsmal pro Stunde werden beispielsweise Temperatur, Niederschlag, Wind und die Sonneneinstrahlung gemessen. So wird ein Einblick in unser Wetter und die auftretenden Veränderungen oder Schwankungen gewährt. 

Was hat sich also die letzten Jahre im Eichsfeld verändert?

Betrachtet man den Januar 2010, der mit durchschnittlich -4,5°C bitterlich kalt ausfiel, mag der Gedanke an Klimawandel und Erderwärmung sonderbar erscheinen. Auch der Mai desselben Jahres ließ uns zittern mit kühlen durchschnittlichen 9,6°C. Doch solche Werte sagen nicht viel aus. Man muss sie auf globaler Ebene vergleichen und dabei fällt auf, dass eben dieser Monat deutlich zu warm ausfiel. Weitere durchschnittliche Höchstwerte, wie beispielsweise die 19,5°C des Augustes 2015 oder das Temperaturmaximum 19,9°C vom Juli 2010 bestätigen diese Vermutung. Zu diesem Zeitpunkt platzte das Freibad aus allen Nähten. 

Doch das sind alles nur Durchschnittswerte. Die höchste Temperatur wurde am 12. Juli 2010 nachmittags mit 34,2°C gemessen. Ähnlich schweißtreibend waren die 33,7°C am 6. August 2015 oder die 33,4°C am 15. Juli 2007. Andererseits hatten wir den stärksten Frost am 7. Januar 2009 frühmorgens mit -23,1°C. Im Vergleich dazu wurde im kältesten Monat der Dekade „nur“ ein Minimum von -18,2°C am 6. Januar 2010 erreicht. Das war jedoch bei weitem nicht der einzige zweistellige Negativwert in jenem Monat. 

Alles in allem ist auffällig, dass sich die Monats-Tiefstwerte größtenteils in den Jahren 2007-2009 häuften und die Höchstwerte vermehrt von 2012 bis 2016 auftraten. Die kurzen Hosen haben wir also in den letzten Jahren schon früher aus dem Schrank holen können. Aber ist das schon ein Beweis für eine Änderung des Klimas im Eichsfeld? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, sollte man auch einen Blick auf die Niederschläge werfen.

Dabei sticht einem besonders der Januar 2012 ins Auge: Ganze 112,2mm sind meist in Form von Schnee auf uns gerieselt. Vielleicht kann sich der ein oder andere noch an das weiße Wunderland erinnern. Wir wissen noch genau, wie damals die ganzen Schneemänner auf den Wiesen standen. Schneebedeckte Bäume und Eiszapfen an den Regenrinnen vervollständigten das Bild. Das alles hatten wir auch, sogar den ganzen Monat über, im Dezember desselben Jahres, trotz relativ geringer Niederschläge. Das war äußerst ungewöhnlich, denn an einen komplett schneebedeckten Dezember im Leinetal konnten sich auch Hochbetagte nicht erinnern. Auch der August 2013 war mit 148,5mm sehr niederschlagsreich. Nah am Hochwasser dran waren aber nur die Tageswerte vom 9. Juni 2010 (50,3 l/m²) und 8. Juli 2014 (46,5 l/m²). Doch um das Leinetal zu fluten, fehlte zum Glück nochmal so viel, wie am 3. Juni 1981, wo sage und schreibe 98,2 Liter pro Quadratmeter die Leine so richtig zum über- und unsere Schule zum volllaufen brachten.

Allerdings gab es auch eine andere Seite der Medaille: sehr niederschlagsarme Monate. Nur 0,4mm fielen im November 2011. Diese extreme Trockenheit wiederholte sich nicht nochmal innerhalb der Dekade. Allgemein ist auffällig, dass die Sommermonate trockener ausfallen als noch vor zehn Jahren. Durch eine Erwärmung der Erde fällt der Niederschlag in den Wintermonaten nicht als Schnee, sondern vermehrt als Regen und es ist feuchter. Im Jahr 2007 erreichte der Jahresgesamtniederschlag mit 902,1mm seinen Höchststand. In den letzten Jahren nach 2011 hat sich der Wert konstant um 600mm eingependelt. Im Jahr der Elbeüberschwemmung 2010 hatten wir im Eichsfeld einen Gesamtniederschlag von 610mm. Somit spürten wir hier keine weiteren Auswirkungen des Hochwassers. Dennoch treten immer mal wieder Extremregenfälle auf. Vor zwei Jahren haben wir erst erlebt, zu was ein kleiner Bach fähig ist. Der Rustebach hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt und sogar ein Menschenleben gefordert. Der Schock saß tief. Niemand hatte gedacht, dass solch ein Schicksal auch das Eichsfeld treffen kann. 

Der schnelle Temperaturanstieg und die Veränderung der Niederschlagsmuster stellen eine Gefahr dar. Sie beeinflussen das natürliche Umfeld des Menschen und spiegeln sich in unserem wetterabhängigen Alltagsleben auf vielfältige Art wider. Zum einen, besteht ein höheres Gesundheitsrisiko und eine stärkere Belastung des Körpers, besonders für ältere Menschen. Zum anderen, reagiert die Natur mit verlängerten Wachstumsperioden und einer veränderten biologischen Vielfalt. Einige Arten verlieren ihren Lebensraum. Sie sind gezwungen sich an andere Habitate anzupassen oder sie werden aussterben. Jedoch kann man dem Ganzen auch was Gutes abgewinnen: Schöne warme und lange Sommertage. Außerdem profitieren Pflanzen, wie beispielsweise der Wein, vom wärmeren Wetter. Ihr Anbaugebiet vergrößert sich nämlich. Und wer weiß, vielleicht gibt es bald mehr Wein aus dem Eichsfeld.  

Glücklicherweise ist das Klima im Eichsfeld im Wesentlichen stabil geblieben. Abgesehen von wenigen Starkregenereignissen sind wir auch von sonstigen Extremwettererscheinungen weitgehend verschont geblieben.

Eine dieser Ausnahmen war natürlich der mitteleuropaweit wütende Orkan „Kyrill“ am 18. Januar 2007, der in Heiligenstadt nachmittags eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h erreichte und sogar das Dach vom Verwaltungsgebäude des Schraubenwerkes abhob. Da waren aber alle Schüler schon zu Hause, weil als Vorsichtsmaßnahme, der Unterricht um 11.00 Uhr beendet war.

Die Schwankungen des Niederschlags und der Temperatur werden sich jedoch voraussichtlich in den nächsten Jahren vermehren. Inwiefern sich dies auf das gehäufte Auftreten von Stürmen und Überschwemmungen, wie 2011 als das Stadtfest in Heiligenstadt überflutet wurde, auswirkt, bleibt abzuwarten. Auch wenn sich das alles anhört, als ob der Weltuntergang vor der Tür steht, sollte man es nicht zu negativ sehen. Eine Veränderung im Klima lässt sich sowieso erst in 20 Jahren feststellen, wenn unsere Station noch weiter fleißig Daten gesammelt hat. Um unseren Planeten Erde besser zu schützen, können wir alle etwas tun: CO2 sparen.

Schließlich wünschen wir Euch/Ihnen noch einen schönen, sonnenreichen Sommer.

Christian Müller, Antonia Kny, Karoline Kny, Siegfried Arand

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