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Lingemänner und -frauen in extremo bei der Wesermündung in Bremerhaven

Teil 1  - 18.02. & 19.02.2009 

Wir, die Schülerinnen und Schüler des Johann- Georg- Lingemann-Gymnasiums aus Heiligenstadt, berichten vom  4. Extremwetterkongress aus Bremerhaven.  Die für uns bereits 2. Kongressteilnahme begann am Mittwochnachmittag, dem 18.02., mit einer fünfstündigen Zugfahrt. Nach mehrmaligem Umsteigen kamen wir endlich am Zielbahnhof an. Dort nahm uns die evangelische Kirchengemeinde St. Paulus und St. Michaelis freundlich auf. Von der Reise erschöpft,  versuchten wir es uns in unseren Schlafsäcken bequem zu machen und schliefen schnell ein.

Am nächsten Morgen wurden wir sehr früh von unserem betreuenden Lehrer, Siegfried Arand, geweckt. Nach einem guten Frühstück eilten wir  zum noch im Bau befindlichen Klimahaus Bremerhaven 8° Ost.  Verwirrende Ausschilderung und ein schlecht auffindbarer Eingang zwangen uns, uns einen eigenen Weg durch die Baustelle zu bahnen, denn Geografen finden immer zum Ziel.  Ein freundlicher Bauarbeiter wies uns den Weg. 

Dort angekommen wurden wir und alle anderen vom Oberbürgermeister Jörg Schulz begrüßt. Wir machten es uns gemütlich und lauschten konzentriert den Vorträgen, bei denen auch prominente Gäste, wie zum Beispiel der vom Fernsehen bekannte Direktor des Leibnitz-Institutes für Meereswissenschaften Prof. Latif, zu Wort kamen.  Die beiden deutschen ehemaligen alpinen Spitzensportler Rosi Mittermaier und Christian Neureuther debattierten über die Auswirkungen künstlich beschneiter Skipisten auf den Klimawandel. Die Mittagspause nutzten wir für eine Führung durch das noch nicht fertiggestellte Klimahaus.

Zu weiteren interessanten Darbietungen des Tages, die nicht nur inhaltlich sondern auch rhetorisch gut gelungen waren, gehörten  zum Beispiel: Was Satelliten über Riesenwellen in Nord- und Ostsee verraten oder Extremwetterereignisse und ihre Folgen für Flora und Fauna. Jedoch störte stetig kalter Zugwind aufgrund unvollendeter Bauarbeiten unsere Konzentration während der Vorträge erheblich. Dennoch hielten wir es bis zum Abend in der Kälte aus. Im strömenden Regen stürmten wir auf dem Rückweg ins Quartier in einen Discountmarkt um unser Abendbrot zu kaufen. Nach gemeinschaftlichen Essen verbrachten wir den restlichen Abend mit Gesellschaftsspielen. 

Freundlich nordische Grüße senden wir in die Heimat- in diesem Sinne „Ahoi“!

Melissa Tschiersch, Christoph Mock, Philipp Senge & Jan Trümper

Von Sonnenstürmen und Schneechaos "kurz vor New York"

Teil 2 - 20.02.2009

Nach einer kurzen aber intensiven Nacht wurden wir abrupt von Herrn Arand mit seiner Tröte aus dem Schlaf gerissen. Wir genossen dann aber unsere frischen Brötchen, bevor wir als Dank für die gastfreundliche Unterbringung unserem „Herbergsvater“, Pastor Kremer, einen Präsentkorb mit Eichsfelder Spezialitäten überreichten.  

Später begaben wir uns wieder auf den Weg zum Klimahaus 8°Ost, um das interessante Kongressgeschehen weiter zu verfolgen. In der heutigen „morning session“ beeindruckte uns ein Vortrag von Herrn Sven Lüke, vom Skywarn e.V., besonders. Erinnern Sie sich noch an Domino-Day am 25.11.2005? Nicht schlimm, Sie haben keine Gedächtnislücke. An diesen Tag spielte die Natur mit Strommasten Domino, hervorgerufen durch Überlastung mit Schnee, da es den ganzen Tag im Münsterland geschneit hat. Diese verursachten den größten Stromausfall seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland. Weiterhin veranschaulichte uns Herr Lüke die Ursachen und weitere Folgen dieses extremen Wetterereignisses und zeigte viele dramatische Bilder aus der Krisenregion. Nach vielen hochinteressanten und beeindruckenden Vorträgen knurrte uns allmählich der Magen, deshalb kam die Mittagspause wie gerufen.

Höchst brisant ging es weiter mit einem astronomischen Vortrag über die Sonne. Professor Dr. Rainer Hippler von der Uni Greifswald gewährte uns einen Einblick in die Aktivität der Sonne . Außerdem stellte er den Zusammenhang zwischen Sonnenflecken und kurzzeitigen Klimaänderungen dar.

Nach einer kurzen Absprache beschlossen wir, uns Bremerhaven näher anzuschauen. Besonders der Gedanke an die „letzte Kneipe vor New York“ hatte es uns angetan. Diese Bar war über Jahre hinweg Anziehungspunkt für viele Auswanderer. Die meisten Emigranten begannen ihre Reise in die „Neue Welt“ in Bremerhaven und nicht, wie fälschlicherweise von vielen angenommen, in Hamburg. Der Weg zu der Gaststätte führte uns am  Stadthafen entlang. Problemlos passierten wir die deutsche Grenze, da es in den Freihafen ging und überredeten den „schönsten Zöllner Norddeutschlands“ für eine Fotoaufnahme. Nachdem wir eine nicht enden wollende Zahl neuer Importautos hinter uns gelassen hatten, erreichten wir endlich die Kneipe und entschlossen uns dort einzukehren, um uns bei einer heißen Schokolade oder einem Grog aufzuwärmen.  Wir verewigten uns noch an einer der Wände  und begaben uns dann wieder zurück. Wir erreichten das Klimahaus zum richtigen Zeitpunkt, um uns noch zwei andere Vorträge, unter anderem die Veränderungen seit dem Weltklimabericht 2007, anzuhören. Referent war übrigens das Mitglied des IPCC Prof. Dr. Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.

 
Dank unserer Köchinnen, die uns bereits zuvor verlassen hatten, konnten wir, nachdem alle in das Gemeindezentrum zurückkehrt waren, sofort ein leckeres Mahl verzehren. Eine kleine Anekdote sei an dieser Stelle noch erzählt. Beim Tragen der Einkäufe für das Abendessen ist ein Beutel gerissen und die Wiener Würstchen lagen inmitten der Glasscherben auf dem Gehweg. Das war nicht nur ein Spaß für Passanten. Aber alle Würstchen wurden wieder aufgesammelt, gereinigt und später an den Mann gebracht. Anschließend ließen wir den letzten Abend in Bremerhaven in gemütlicher Runde gemeinsam ausklingen.

Michael Spletter, Oliver Enders, Nicolas Krell & Alexander Koch


Knallendes Finale mit integrierter Hagelbekämpfung

Teil 3- 21.02.2009

Endspurt im Vortragsmarathon hieß es heute am Samstag, dem 3. und letzten Kongresstag in Bremerhaven. Da wir uns ein reichhaltiges Frühstück gönnten, schafften wir es erneut nicht rechtzeitig zum Bericht über die aktuelle Wetterlage im Klimahaus zu erscheinen. Kurz nach unserer Ankunft überraschte man uns mit dem ersten Knüller des Tages, besser gesagt einem Knall. Der Einsatz einer Hagelschutzkanone, die durch Stoßwellen die Bildung von Eiskristallen in den Wolken vermeiden kann, brachte nicht nur die Möwen aus der Fassung, sondern riss auch den letzten Müden aus dem Tiefschlaf. Nachdem der Startschuss für den heutigen Kongresstag gefallen war, lauschten wir voller Konzentration dem Erfahrungsbericht einer Schülerin, die sich im Klimacamp auf Island mit anderen Jugendlichen aus aller Welt über Folgen der globalen Erwärmung austauschte. Die genannten Sorgen reichten vom Auftauen der Permafrostböden bei den Inuit in Alaska bis zur Wüstenausbreitung bei den Nomaden der Sahelzone.

Jedoch präsentierte man uns auch ein fiktives aber höchst interessantes Gedankenexperiment: Was würde mit der Erde geschehen, wenn die Sonne erlischt? Laut Modellberechnungen des Max-Planck Institutes würde die völlige Vereisung unseres Planeten 15 Jahre dauern. Wenn dann die Sonne plötzlich wieder  scheinen würde, würde das Eis trotzdem nicht auftauen, da sein großes Reflexionsvermögen die Strahlung zurückstrahlt und eine Erderwärmung verhindert. Glücklicherweise wird dieses Klimaphänomen ein Modell bleiben.

 

Zu guter Letzt ließen wir uns von einer ganz besonderen Wettererscheinung faszinieren, den Kugelblitzen, deren Leuchten im Gegensatz zu den wohlbekannten Blitzen nicht durch elektrische Entladung, sondern durch chemische Vorgänge zustande kommt. Nachdem diese von unserer Seminarfachgruppe und Herrn Arand so lang ersehnte Präsentation geendet hatte, begaben wir uns später als geplant auf die Heimreise. Als wir unser Gepäck im Gemeindezentrum abholten, versorgte man uns freundlicher Weise mit Kuchen, der unseren knurrenden Mägen ganz recht war.
Erschöpft aber mit einer Menge lustiger Erinnerungen wurden wir am späten Abend am  Göttinger Bahnhof von unseren Eltern in Empfang genommen.

 

Niklas Thüne und Martin Kaufhold


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