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Was geschah im Konzentrationslager Mittelbau-Dora?

Exkursion der 9. Klassen zur KZ-Gedenkstätte

Konzentrationslager – bei diesem Wort fallen sicher jedem schreckliche Bilder von Misshandlungen, Gewalt und Tod ein. Leid, Elend und vor allem Tausende von Menschen, die jeden Tag hungerten und ums Überleben bangten. Aber können wir uns wirklich vorstellen, was es bedeutete, Gefangener in einem solchen Lager zu sein?

Wir, die 9. Klassen vom Lingemann-Gymnasium Heiligenstadt, begaben uns mit unseren Geschichtslehrern am 31.Mai 2016 in die KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora bei Nordhausen, um dort an einem Workshop teilzunehmen. Das Projekt wurde durch die Partnerschaft für Demokratie im Eichsfeld im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Stiftung.

Die sehr informative Führung und die Erklärungen der Mitarbeiterinnen vermittelten uns eine genaue Vorstellung, wie grausam Menschen dort behandelt wurden.

Zu Beginn setzten wir uns in einen Stuhlkreis im Seminarraum. Die Mitarbeiterin verteilte viele Bilder auf den Tischen, die alle etwas mit dem Konzentrationslager zu tun hatten.  Jeder suchte sich ein Bild aus und durfte Fragen dazu stellen. Dies wurde gleich mit einer Vorstellungsrunde verbunden.

Nach einer allgemeinen Einführung stiegen wir einen kleinen Abhang hinauf zum ehemaligen Krematorium. Dort wurden damals die Leichen verbrannt. Sie wurden auf Bahren herbeigebracht und in die Öfen geschoben. Hinter dem Krematorium befindet sich ein riesiges Aschegrab, denn die Asche wurde dort einfach aufgeschüttet. Wir bekamen auch einige Erklärungen zu den Denkmälern, die sich vor dem Krematorium befinden. Auf einem davon stehen alle Nationen, die unter den Häftlingen vertreten waren.

Die nächste Station war der Appellplatz, der Ort, an dem die Häftlinge jeden Morgen und Abend gezählt wurden. Auch Prügelstrafen wurden hier vor versammelter Mannschaft vollzogen. An einem Galgen wurden Massenerhängungen durchgeführt; die Häftlinge gezwungen wurden, hinzuschauen.

Im Anschluss an diese Erklärungen schauten wir gemeinsam einen Film. Dieser zeigte Originalaufnahmen der Amerikaner, die unmittelbar nach der Befreiung des Lagers entstanden waren. Er war deshalb meist ohne Ton und schwarz-weiß.

Die Mitarbeiterin erzählte uns einige interessante Fakten über das Leben der Häftlinge im Lager. Wir waren sehr erstaunt, dass es im Lager für manche Häftlinge ein Kino und sogar ein Bordell gab. Wenn Schläge nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielten, wurden so die „wertvolleren“, d.h. qualifizierten Häftlinge, die für die Waffenproduktion gebraucht wurden und nicht so leicht zu ersetzen waren, bei Laune gehalten. Die einfachen Arbeiter auf den Baustellen und in den Steinbrüchen wurden dagegen ausschließlich mit Gewalt angetrieben. Außerdem töteten und misshandelten manche Wärter die Gefangenen einfach so, ohne Grund. Jeder dritte Häftling überlebte das KZ nicht.

Danach teilte uns die Mitarbeiterin einige Biografien überlebender Häftlinge aus. Wir stellten fest, dass die Menschen sehr viel Glück brauchten, um überhaupt lebend aus dem Konzentrationslager herauszukommen. Was uns auch sehr verwunderte, war die Tatsache, dass die meisten Menschen, die ins Konzentrationslager kamen, überhaupt nicht wussten, warum. Sie hatten nichts verbrochen oder in irgendeiner Weise gegen das Gesetz verstoßen. Bei der Einlieferung herrschte die reine Willkür und im KZ selbst galt das erst recht. Man wurde ständig wegen irgendwelcher Dinge verprügelt, von denen man nicht wusste, ob sie überhaupt strafbar waren.

Nach der Mittagspause ging es in den unterirdischen Stollen. Die Häftlinge wurden dort eingesetzt, um die Flugbomben „V1“ und „V2“ zu produzieren.

Einen kleinen Teil dieser Stollenanlage konnten wir uns anschauen. Im Eingangsbereich kann man sich auf Wandtafeln über die Existenzbedingungen der Häftlinge unter Tage informieren. Sie lebten in der Anfangszeit des Lagers Tag und Nacht im Bergwerk. Vier Querstollen dienten als „Schlafräume“, Dort standen vierstöckige Holzpritschen. Geschlafen wurde schichtweise: Während die Hälfte arbeitete, konnte die andere versuchen, sich auszuruhen. Doch das war kaum möglich: Es fuhren Dampfloks aus und ein, es wurde Gestein gesprengt, überall war Staub und Rauch, sodass man buchstäblich die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Zusätzlich liefen noch 5000 weitere Menschen mit ihren Holzpantinen über lose Holzplatten, die bei jedem Schritt klapperten. Ein unglaublicher Lärmpegel, der Schlaf kaum zuließ. Heute ist es sehr kühl im Stollen, damals herrschten Hitze und Staub.

Am 11. April 1945 hatte das Leiden endlich ein Ende und die Menschen im Konzentrationslager wurden durch die US-Armee befreit.

Damit neigte sich unsere Exkursion langsam dem Ende zu. Wenn wir uns bewusst machen, dass diese schreckliche Zeit weniger als 80 Jahre zurückliegt, könne wir wirklich froh sein, in welcher Freiheit wir heute leben dürfen. Ich denke, wir sind nach einem solchen Tag dankbar, dass uns so etwas niemals widerfahren ist, denn kein Mensch auf der Welt hat so etwas Grausames verdient.

Erfüllt von vielen neuen, interessanten, aber auch schockierenden Eindrücken kamen wir wieder in Heiligenstadt an. Dieser Tag wird uns sicher allen noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Annabell Hoppe, 9a

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