LOGIN

Vom Sperrmüll zum Möbel

Klimaschutz ist ein Thema, das derzeit viele Menschen bewegt. Gerade junge Menschen demonstrieren regelmäßig, um mit der Aktion „Fridays for Future“ Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Natürlich ist es wichtig, dies zu thematisieren. Jedoch rettet eine erhöhte Aufmerksamkeit nicht allein das Klima. Vielmehr ist es notwendig, auch Lebens- und Konsumgewohnheiten anzupassen. Auch die Möbelbranche wird sich diesem Wandel anpassen müssen. So haben sich vier Schüler des Johann-Georg-Lingeman-Gymnasiums in Heilbad Heiligenstadt in Thüringen im Rahmen ihrer Seminarfacharbeit intensiv mit dem Thema Recycling im Möbelbau und der Wiederverwertung von Holzprodukten auseinandergesetzt. Diese Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Abiturprüfung (Matura). Für ihre Gruppenarbeit besuchten die Schüler die Maschinenmesse Ligna in Hannover, recherchierten bei Herstellern, befragten Möbelkäufer, probierten aus und fertigten in einer Werkstatt aus alten Teilen neue Möbelstücke.

RECYCLING, UPCYCLING, DOWNCYCLING
Für ihre Arbeit hinterfragten die Schüler auch die Wiederverwertbarkeit unterschiedlicher Materialien. So wird bei Kunststoffen zwar häufig von Recycling gesprochen, doch es kann immer nur ein geringer Teil des Altmaterials einem neuen Produkt beigemischt werden. So lassen sich aus gebrauchten Kunststoffteilen oft nur Produkte mit geringeren Ansprüchen und technischen Eigenschaften umsetzten. Bei dieser Wiederverwertung sollte man deshalb eher von „Downcycling“ sprechen.

Bei Metallen ist Recycling durchaus möglich, es bedarf jedoch eines sehr hohen energetischen Aufwandes. Massivholz hingegen besitzt nach der Nutzung immer noch dieselben technischen Eigenschaften wie bei seiner Erstverarbeitung. Durch Schleifen, Verleimen oder eine neue Oberflächenbehandlung lassen sich neue Einsatzgebiete ohne großen Energieaufwand und lange Transportwege umsetzten. Im Rahmen des Projekts zerlegten die Schüler ein in die Jahre gekommenes Massivholzregal vom Sperrmüll in seine Einzelteile und konstruierten daraus einen multifunktionalen, zerlegbaren und mobilen Beistelltisch, der bei Bedarf auch als Stehtisch und Couchtisch genutzt werden kann. Ein Tischlermeister unterstützte die Schüler bei der fachgerechten Umsetzung. Gemeinsam wurde verleimt, ausgebessert, geschliffen, zugeschnitten, montiert und die Oberfläche behandelt. So entstand aus gebrauchtem Material ein neues Produkt. Des weiteren bauten die Schüler ein "Upcycling"-Regal. Dafür kamen verschiedene gebrauchte Werkstoffe zum Einsatz, die jedoch nur in einem gewissen Maß eingesetzt werden konnten.

So zeigte sich, dass zwar ein zweites Leben für Materialien aus dem Möbelbau möglich ist, Recycling in dem Bereich jedoch am besten mit Massivholz funktioniert. Die Erkenntnis nach Gesprächen mit einem Maschinenhersteller war, dass derartige individuelle Projekte derzeit nicht im großen Stil in serieller Fertigung umsetzbar sind. Die Aufgabe der Handwerker liegt allerdings darin, mit ihrer Vielseitigkeit, regional auf Kundenwunsch, gebrauchten Möbeln ein zweites Leben einzuhauchen.

"Tischler Journal" im Dezember 2019

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Akzeptieren