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Sonnenscheinärmster Winter seit über 60 Jahren

Können Sie sich, liebe Leser, noch an den heftigen Wintereinbruch Ende Oktober im Eichsfeld erinnern? Genau gesagt am Morgen des 27. Oktober 2012 waren bis zu 15 cm Nassschnee zu verzeichnen. Viele schrieben damals schon den Winter ab, bevor er überhaupt begonnen hatte. Auch eine bedeutende Bauernregel besagt, dass man nach einem sehr frühem Wintereinbruch mit Schnee von einem milden und harmlosen Winter ausgehen kann: „Schneit´s im Oktober gleich, wird der Winter weich.“ Der Wetterverlauf des Winters 2012/2013 widerlegte  jedoch eindeutig diese Regel und so begann der Winter bereits im ersten meteorologischen Wintermonat recht winterlich.

Durch eine nördliche Strömung wurde beständig schneereiche Kaltluft nach Mitteleuropa geführt. Schneefälle von unterschiedlicher Art der Intensität und Dauerfrost prägten die erste Dezemberhälfte. Über der rund 10 Zentimeter starken Schneedecke fielen die Temperaturen  bei lokalen Auflockerungen schnell in den strengen Frostbereich. Beispielsweise waren in Heiligenstadt am Morgen des 08.12 Tiefstwerte von bis zu minus 12°c zu verzeichnen. Gegen Ende der zweiten Dezemberdekade  wurde das Wetter jedoch zunehmend milder und wechselhafter. Eine Südwestliche Strömung verbunden mit milder Atlantikluft, Wind und Regenfällen sorgte ab dem 14. Dezember für massives Tauwetter, vorerst nur im Tiefland. In den höheren Mittelgebirgen wie dem Thüringer Wald  hielt sich der Schnee noch etwas, sodass dort noch Wintersport möglich war. Kurz vor Weihnachten versuchte zwar der Winter noch einmal mit Frost und Schneefällen sich zurückzumelden, jedoch setzte pünktlich zum Weihnachtsfest 2012 das klassische Weihnachtstauwetter ein. Eine kräftige Südwestströmung hatte massives Tauwetter bis in die Hochlagen sowie kräftigen Regen und Höchstwerte von bis zu  15 Grad zur Folge. Spitzenreiter war laut des DWD Freiburg im Breisgau. Dort wurde an Heiligabend mit einem Höchstwert von 18,9°c die 20 Grad- Marke nur knapp verfehlt. Auch die restlichen Tage des Jahres 2012 waren größtenteils von einer westlichen Höhenströmung geprägt, sodass das letzte Wochenmittel des Jahres mit bis zu 6 Kelvin über den langjährigen Durchschnittswerten lag.

Auch das neue Jahr startete verbreitet recht warm. Ein kräftiges Hoch mit Kern über Frankreich lenkte feuchtmilde Luft nach Deutschland. Bei dichtem Gewölk und viel Nebel fiel häufig länger anhaltender Regen und Nieselregen. Bis zu diesem Zeitpunkt war aufgrund des milden Wetters auch in den Mittelgebirgen nur noch kaum Schnee vorhanden. So meldete der Wintersportort Oberhof im Thüringer Wald am 05.01 lediglich noch Schneeflecken. Das größte Event in Oberhof, der Biathlon Weltcup, konnte nur durch groß angelegte Reserven im Dezember mit relativ guten Bedingungen vonstatten gehen. Jedoch pünktlich zum Beginn der zweiten Januardekade meldete sich der Winter zurück. Im Zusammenspiel mit einem Hoch über Skandinavien und einen Tief über dem Baltikum wurde Schritt für Schritt kältere Luft herangeführt. Ab dem 12. Januar konnte sich die Kaltluft mit länger andauernden Schneefällen bei Dauerfrost richtig durchsetzen. In der Folge kam es zu schwachem Hochdruckeinfluss, bei der ein teilweise klarer Himmel für eine größere Ausstrahlung in der Nacht sorgte. So wurde zum Beispiel in der Nacht zum 15.01 strenger Nachtfrost mit bis zu -13 Grad Celsius an unserer Wetterstation registriert. Da dieses kalte und trockene Winterwetter bis kurz vor Ende des Monats anhielt, waren die Wintersportbedingungen bis in tiefe Lagen sehr gut. Die letzten Tage des Monats Januar bescherten uns dennoch eine zweite durchgreifende Milderung in diesem Winter. Da die Blockade der Westwinddrift durch skandinavische Hochdruckgebiete aufgehoben wurde, war der Weg frei für milde Atlantikluft. Es kam zu einem rasanten Anstieg der Temperaturen von bis zu 25 Kelvin innerhalb 5 Tagen. Am 30. Januar waren somit schon wieder Temperaturen von über 12°c zu verzeichnen. An dieser Stelle ist auch zu erwähnen, dass der Januar ein erhebliches Sonnenscheindefizit aufgewiesen hat. Aufgrund einer dichten Hochnebeldecke konnte die Schulwetterstation auf den Liethen lediglich knapp 21 Sonnenstunden verzeichnen. Das heißt es wurden nur rund 40% des Sonnenscheinsolls erreicht. Damit ist der Januar 2013 der trübste seit dem Aufzeichnungsbeginn der Sonnenscheindauer im Jahr 1951.

Auch noch in der ersten Februarwoche setzte sich das milde Tiefdruckwetter fort. Temperaturen im einstelligen Plusbereich und Dauerregen bestimmten die ersten Februartage. Ab dem 6. Februar bildete sich ein blockierendes Hoch auf dem Atlantik, sodass Mitteleuropa erneut von kalter Winterluft geflutet werden konnte. Bei leichten Frostwerten sorgten Schneeschauer für winterliche Stimmung. Die Sonne konnte sich jedoch wenn überhaupt nur sporadisch zeigen. Ab dem 07. Februar herrschte bis zum 15. Februar leichter bis mäßiger Dauerfrost. Um die Monatsmitte lenkte ein schwaches Tief vom Atlantik her langsam feuchte und mildere Meeresluft nach Mitteleuropa. Das resultierende Tauwetter hielt jedoch nur 2 Tage an. Zu Beginn der 3. Dekade zapfte ein Tief über der Ostsee nochmal sehr kalte Polarluft an. Ab dem 20. Februar herrschte verbreitet wieder Dauerfrost. Hinzu kamen zeitweise kräftige Schneefälle, die die Mächtigkeit der Schneedecke bis auf rund 20 cm und mehr im Eichsfeld anwachsen ließ. Erst gegen Ende des Monats verlor das kalte Tief an Einfluss. Ein atlantisches Hochdruckgebiet pumpte zunehmend milde Meeresluft nach Mitteleuropa, sodass es einerseits dem Schnee an den Kragen ging aber auch seit langer Abwesenheit die Sonne wieder einmal schien. Jedoch auch im Monat Februar herrschte eine extreme Sonnenscheinarmut. Mit nur 35 Stunden Sonne wurde nur knapp die Hälfte des Sonnenscheinsolls erreicht. Bisheriger Rekordhalter war der Februar des Jahres 1970 mit 40 Stunden.

Alles in allem war der Winter 2012/2013 geprägt von hohem Luftdruck über Skandinavien, so dass Westwetterlagen nur teilweise Einfluss auf unser Wettergeschehen hatten. Die Durchschnittstemperatur lag mit 0,56°c  rund 0,3 Grad über dem Mittel der gültigen Referenzperiode 1961- 1990.   Bezüglich der gegenwärtigeren Vergleichsperiode 1981-2010 war der Winter 2012/2013 jedoch rund 0,4 Grad kälter. Für einen Rekord aber in diesem Winter sorgte die Sonnenscheindauer. Mit nur 84 Sonnenstunden wurden lediglich 54 % des Solls erreicht. Damit erlebten wir  den sonnenscheinärmsten Winter seit Beginn der Messungen 1951. Trotz des trüben Winters verfehlten wir jedoch das Niederschlagssoll(181 l/m²) mit 122 Liter pro Quadratmeter erheblich.

 

Sebastian Althaus

AG „Junge Wetterfrösche“

Lingemann-Gymnasium

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