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Projekt "Grenzerfahrungen" des Stammkurses 11D1/m1

Im Rahmen der Projektwoche des Gymnasiums erlebten wir unter der Leitung von Herrn Arand Grenzerfahrungen in allen Facetten.

Es begann am Dienstag mit einer Fahrradtour nach Asbach-Sickenberg. Unser Stammkurs 11 D1/ma1 erlebte eine Tour mit vielen Höhen und Tiefen. Insbesondere während der langen Anstiege vor Wüstheuterode und Sickenberg verspürten einige von uns ihre ersten Grenzen. Außerdem kreuzten wir einige Male, die bis zum Inkrafttreten des Wanfrieder Abkommen gültige ehemalige hessisch-thüringischen Grenze. Endlich im Grenzmuseum „Schifflersgrund“ bei Sickenberg angekommen, erwartete uns eine Führung mit geschichtlichen und informativen Fakten über den Aufbau der unmenschlichen innerdeutschen Grenze und das Leben im Sperrgebiet. Während der Führung bekamen wir auch Informationen zum bereits erwähnten Wanfrieder Abkommen.

 Dieses Abkommen regelte 1945 den hessisch-thüringischen Grenzverlauf neu, da ein Stück der wichtigen Eisenbahnlinie Hamburg-München durch thüringisches, d.h. sowjetisch besetztes Gebiet verlief. Die amerikanisch-sowjetischen Verhandlungen über den Gebietsaustausch waren langwierig. Aus dieser Tatsache ging der im Volksmund scherzhafte Beiname „Wodka-Whisky-Linie“ für die neue Grenzziehung hervor. Denn die Menschen dachten, dass so was nur durch einen übermäßigen Genuss dieser Getränke entstanden sein konnte.

Nach einer kurzen Rast im Anschluss, traten wir den Rückweg an. Diejenigen, die noch nicht auf der Hinfahrt an ihre Grenzen gestoßen waren, haben sicherlich auf der Rücktour ihre persönlichen Grenzerfahrungen am Anstieg nach Wüstheuterode gemacht.

 Am nächsten Tag trafen wir uns vor dem Heimatmuseum in Heiligenstadt wieder. Dort erwartete uns bereits Herr Friese, der einen spannenden und interessanten Vortrag über die Entwicklung des Eichsfeldes und seine Grenzänderungen vom Ursprung bis in die heutige Zeit hielt. Dabei wurde vielen von uns zum ersten Mal bewusst, dass Entscheidungen über Grenzverläufe in früherer Zeit z.T. Auswirkungen bis in die Gegenwart haben. Man denke nur an die Grenze zwischen Ober- und Untereichsfeld. Abschließend zeigte uns Herr Friese kurz das Haus inklusive Lingemann-Zimmer. Immerhin war in diesem Gebäude bis 1929 unser Gymnasium untergebracht. Kleine Anekdoten über das Schulleben dieser Zeit, die oftmals zum Schmunzeln anregten, rundeten unseren Aufenthalt im Heimatmuseum hervorragend ab. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an Herrn Friese.

 Für die letzten zwei Tage hatten wir etwas ganz besonderes geplant – eine Paddeltour auf der Werra. Der Fluss kreuzt zwischen Eschwege und Witzenhausen einige Male die hessisch-thüringische Grenze. Die Tour sollte jedoch nicht nur eine Grenzerfahrung aus historischer Sicht werden, sondern diente auch dem besseren Kennenlernen der einzelnen Kursmitglieder.

Am Donnerstag machte sich die erste Hälfte des Kurses auf den Weg nach Eschwege, wo wir mit dem Kanu auf der Werra Richtung Wahlhausen paddelten. Dies stellte für manche eine ganz neue Herausforderung dar. Im morgendlichen Nebel paddelten die drei Kanus zunächst durch die Stadt Eschwege. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten bei der Steuerung kamen wir an eine Schleuse, die wir selbst betätigen mussten. Für dieses spannende und schwierige Ereignis war nun die Muskelkraft unserer Jungs gefragt! Natürlich überwanden wir diese Hürde erfolgreich. Weiter Fluss abwärts während wilder Paddel- und Kenteraktionen, aber auch ruhigem Treibenlassen im Schein der Sonne, die unsere Kleidung vom gegenseitigen Nassspritzen trocknete, hatten wir alle unseren Spaß. Nach 22 km Paddeln erreichten wir endlich den Campingplatz Wahlhausen, wo unsere Mitschüler bereits mit zahlreichen Fragen auf uns warteten. Nachdem wir gemeinsam das Zelt, unser Nachtlager, aufgebaut hatten, kamen wir alle zum Grillen zusammen. Bis in die Nacht hinein saßen wir rund um das Lagerfeuer, erzählten Geschichten, Witze, sangen und lachten. Nach und nach verkroch sich dann jeder in seinem Schlafsack, wo er versuchte die Augen zu zumachen, was anfangs allerdings sehr schwierig war, aufgrund einiger aufgeweckter Jungen.

 Die für manche auch aufgrund der Kälte schlaflose Nacht endete bereits um 8.00 Uhr durch den Weckruf unseres Stammkursleiters. So sammelte jeder auch noch in der Nacht seine ganz persönlichen Grenzerfahrungen.

Schon bald jedoch erwartete uns ein tolles Frühstück. Danach ging es ans Aufräumen inklusive Zeltabbauen, damit die zweite Gruppe ihre Paddeltour, gespannt und voller Erwartungen, nach Witzenhausen antreten konnte.

Als wir dann endlich am Freitag unsere Kanus zu Wasser gelassen hatten, ging es anfangs ganz schön wackelig los. Nach weniger als fünf Minuten fuhr das eine Boot ungewollt ins Schilf, während die Jungs schon eine große Strecke zurückgelegt hatten. Steuern ist gar nicht so einfach. Als endlich alle Boote wieder beisammen waren, nahm das „Unheil“ seinen Lauf. Die Jungs kenterten mit Erfolg das Mädchenkanu kurz vor der Lindewerra-Brücke. Doch das wurde gleich wenige hundert Meter weiter durch das Kentern des Jungenkanus ohne fremdes Zutun bestraft.

Als nun alle wieder in ihren Kanus weiter fuhren, erreichten wir die jetzt jedem bekannte „Wodka-Whisky- Linie“ , an der wir uns treiben und trocknen ließen.

Die ersten waren gerade wieder trocken, da kenterten die Jungs erneut, und zwar genau unter der Eisenbahnbrücke, die 1945 Anlass für den Gebietsaustausch war. Sie hatten echte Schwierigkeiten wieder in das Kanu zu kommen. Und kaum saßen sie drin, kenterten sie schon wieder. Zum Glück erbarmten sich die Mädchen und halfen ihnen.

Als nun alle wieder in ihrem Kanus mehr oder weniger trocken saßen, konnte die Paddeldtour weitergehen. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Witzenhausen, wo die ersten Eltern uns erwarteten.

Alles in allem war dies eine gelungene Projektwoche in der wir viele Grenzerfahrungen jeglicher Art sammelten und unsere Kursmitglieder sowie unseren Lehrer Herr Arand etwas besser kennen lernten.

Auf dieses Erlebnis werden wir sicher noch oft mit Freude zurück blicken!

Und last but not least gilt unser herzlicher Dank natürlich auch allen Eltern, die uns durch Fahrdienste und die hervorragende Essenversorgung diese Tage an der Werra erst ermöglichten.

 

Monika Döllmann /Stefanie Drost/ Siegfried Arand

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